Der Oder-Neiße-Radweg bezaubert uns mit seiner malerischen Flusslandschaft entlang der Grenze zu Polen. Über weite Strecken führt der Radweg direkt an der Neiße und anschließend an der Oder entlang durch Wiesen, Felder und Wälder. Wildtiere wie Rehe und Füchse kreuzen unseren Weg und wir beobachten zahlreiche Vögel, darunter auch Adler und Kraniche. Für Abwechslung sorgen historisch interessante Städte wie Zittau und Görlitz, der schön angelegte Fürst-Pückler-Park in Bad Muskau und die imposante Klosteranlage in Neuzelle.
Drei Tage sind wir auf dem Oder-Neiße-Radweg von Zittau über Görlitz und Bad Muskau nach Neuzelle geradelt. In unserem Erfahrungsbericht verraten wir dir unsere Highlights.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Etappe 1: Oder-Neiße-Radweg von Zittau nach Görlitz
- 2 Etappe 2: Oder-Neiße-Radweg von Görlitz nach Bad Muskau
- 3 Etappe 3: Oder-Neiße-Radweg von Bad Muskau nach Neuzelle
- 4 Oder-Neiße-Radweg Infos und Etappen
- 5 Erfahrungsbericht Oder-Neiße-Radweg: Fazit
- 6 Weitere Reisetipps für einen entspannten Aktivurlaub
Etappe 1: Oder-Neiße-Radweg von Zittau nach Görlitz
Motiviert brechen wir am ersten Tag beim Schlosshotel Althörnitz in der Nähe von Zittau zu unserer Radtour auf dem Oder-Neiße-Radweg auf. Am Abend zuvor haben wir unsere E-Bikes vom Radreiseveranstalter „Die Landpartie“ entgegengenommen, mit denen wir vor 2 Jahren schon auf dem Ostseeküstenradweg unterwegs waren. Damit sind wir bestens gewappnet für die teilweise hügeligen Strecken auf dem Oder-Neiße-Radweg und die lange Etappe von Bad Muskau nach Neuzelle (87km). Die Übernachtungen sind vorgebucht, das Gepäck wird transportiert. So können wir uns ganz aufs Radfahren konzentrieren.
Geschichte trifft Pop-Art im Dreiländereck Zittau
Im idyllischen Morgenlicht machen wir uns auf den Weg zur Badestelle am Olbersdorfer See und radeln dann weiter in die Altstadt von Zittau. Die historische Stadt liegt am Dreiländereck Deutschland, Polen und Tschechien und war im Mittelalter bekannt für Tuchhandel und Leinweberei. Der gepflasterte Marktplatz mit dem imposanten Rathaus kann sich wirklich sehen lassen.
Weitere Sehenswürdigkeiten von Zittau sind das Kloster, das Salzhaus, die zahlreichen Kirchen und Brunnen sowie das große Zittauer Fastentuch in der Kirche Zum Heiligen Kreuz. Besonders begeistert sind wir von der „Grünen Straße“ im Pop-Art-Viertel „Mandauer Glanz“. An den bunt gestrichenen Hausfassaden laufen Schafe entlang, akustisch untermalt von Naturgeräuschen.
Zu Besuch im Nonnenkloster St. Marienthal
Östlich von Zittau treffen wir auf die Lausitzer Neiße. In Hirschfelde schauen wir uns die Dorfkirche und die Umgebindehäuser an, bevor wir zum Kloster St. Marienthal radeln. Durch den Wald führt der Oder-Neiße-Radweg hier direkt am Fluss entlang. Wir entdecken sogar einen Eisvogel!
Die barocke Klosteranlage St. Marienthal liegt mitten in der Natur und gilt als ältestes Frauenkloster des Zisterzienserordens in Deutschland (Gründung 1234). Hier befindet sich außerdem der östlichste Weinberg Deutschlands.
Abstecher um den Berzdorfer See
Über Ostritz führt uns der Radweg nach Hagenwerder, wo wir uns für einen Abstecher vom Oder-Neiße-Radweg um den Berzorfer See entscheiden. Nach einem kurzen Stopp am Wasserschloss von Tauchritz radeln wir am westlichen Ufer des Sees entlang. Unterwegs laden immer wieder Badestellen zum Verweilen ein. Leider hat sich das Wetter ziemlich zugezogen, so dass wir mit dunklen Wolken statt Sonnenschein Vorlieb nehmen müssen.
Görlitz – die schönste Stadt an der Neiße
Die Stadt Görlitz verzaubert uns auf Anhieb mit ihrem mittelalterlichen Flair und den bunten Fassaden der Kaufmannshäuser. Zu den Sehenswürdigkeiten zählen der Untermarkt mit dem Flüsterbogen, die gotische Frauenkirche, das Jugendstilkaufhaus, die Peterskirche, das Naturkundemuseum und natürlich das Rathaus. Der Kopf im Ziffernblatt der unteren Uhr am Rathausturm soll im Minutentakt seinen Mund öffnen und im Pendeltakt mit den Augen rollen. Wir konnten das bei unserem Besuch leider nicht beobachten, vielleicht hatte das Uhrenmännchen grade Pause. Über die Altstadtbrücke schlendern wir über die Neiße auf die polnische Seite von Görlitz, Zgorzelec. Die Aussicht von der Brücke ist wirklich traumhaft!
Auch einen Besuch im Naturschutz-Tierpark von Görlitz lassen wir uns nicht entgehen. Flauschige Yaks aus Tibet, niedliche Degus und verspielte Mangusten begeistern uns genauso wie die auch bei uns vorkommenden Tiere wie Otter und Waschbären. Letztere teilen sich ein richtig schönes, naturbelassenes Gehege.
Etappe 2: Oder-Neiße-Radweg von Görlitz nach Bad Muskau
Nach einem super leckerem Frühstück im historischen Hotel Tuchmacher starten wir am nächsten Tag gut gestärkt auf die 2. Etappe unserer Radtour. In der Morgensonne radeln wir zwischen Feldern hindurch, passieren die Kunstmühle in Ludwigsdorf und fahren anschließend direkt an der idyllischen Neiße entlang gen Norden.
Zauberwelt Kulturinsel Einsiedel
Erstes Highlight am Oder-Neiße-Radweg ist heute die Kulturinsel Einsiedel. Schon Kilometer vorher weisen lustige Schilder am Radweg auf diese Sehenswürdigkeit hin. Ein riesiger, fantasievoller und sehr sehenswerter Abenteuerspielplatz aus Holz bildet das Herz der Kulturinsel, die den Beinnamen „Die Geheime Welt von Turisede“ trägt. Auch ein uriges Baumhaushotel gehört dazu.
Radtour durch die Oberlausitz
In Rothenburg (Oberlausitz) schauen wir uns den Marktplatz mit seinen farbenfrohen Häusern an. Der Stadtpark – bekannt für seine Azaleen und Rhododendren – stellt sich zu dieser Jahreszeit (September) als wenig spannend heraus. Dafür ist der Radweg an der Neiße umso schöner. Von einer Pausenbank schauen wir auf den Grenzfluss hinunter, der hier einen malerischen Bogen macht. Ein bisschen fühlen wir uns an den Horseshoe Bend in Arizona erinnert.
Die Sonne bricht durch die Wolken und wir radeln motiviert weiter durch die schöne Landschaft der Oberlausitz. An Weiden mit Galloways und Feldern mit teilweise schon verblühten Sonnenblumen vorbei geht es nach Podrosche mit seiner hübschen Dorfkirche.
Germknödel und Skispringen
Eine ungewöhnliche Einkehrmöglichkeit wartet in Werdeck: die Kasemannel Alm mit Germknödeln und anderen Leckereien. Sehenswert auf dem Weg nach Bad Muskau ist außerdem die Fachwerkkirche in Pechern direkt gegenüber der Dorflinde. Überrascht sind wir, als wir mitten im Wald an einer Holzhütte mit der Aufschrift „Oberlausitz-Schanze“ vorbeikommen. An der Infotafel erfahren wir, dass hier tatsächlich Skispringen stattgefunden haben, verrückt!
Ein weiterer Stopp am Oder-Neiße-Radweg lohnt sich in Sagar. Im Handwerks- und Gewerbemuseum Sagar werden jahrhundertealte Werkzeuge ausgestellt. Wir begnügen uns aber mit einer kurzen Rast am idyllischen Teich mit Blick auf die schönen alten Holzhäuser.
Auf den Spuren von Fürst Pückler in Bad Muskau
In dem kleinen Städtchen Bad Muskau dreht sich alles um den bekannten Landschaftsarchitekten Hermann von Pückler-Muskau. Der 830 Hektar große Landschaftspark erstreckt sich auf beiden Seiten der Lausitzer Neiße und gehört zum UNESCO-Welterbe. Bänke auf den grenzüberschreitenden Brücken laden zum Verweilen ein. Größte Sehenswürdigkeiten sind das Alte und das Neue Schloss. Die beiden Schlösser liegen direkt nebeneinander, wobei das riesige, rot-gestrichene und reich verzierte Neue Schloss dem schlichten Alten Schloss deutlich die Show stiehlt.
Sehenswert sind im Schlosspark außerdem die Orangerie, das Schlossvorwerk und die Schlossgärtnerei mit Küchengarten. Auch den Eichsee fanden wir sehr malerisch. Wer sich die polnische Seite des Fürst-Pückler-Parks anschauen möchte, steigt am besten aufs Fahrrad, da der Park sehr weitläufig ist. Vom Alten Schloss führt die Schlossstraße in wenigen Metern zum hübschen Marktplatz. Übernachten kann man dort im Kulturhotel Fürst Pückler.
Etappe 3: Oder-Neiße-Radweg von Bad Muskau nach Neuzelle
Stattliche 87 Kilometer liegen an Tag 3 unserer Landpartie Radtour „An Oder, Neiße und Spree“ vor uns. Mit Abstechern haben wir am Ende des Tages 100 Kilometer auf unserem Tacho. Dank E-Bikes war die Strecke aber trotz kräftigem Gegenwind gut machbar. Und die Akkus haben wunderbar gehalten. Am Vormittag radeln wir an Schafweiden und kleinen Heideflächen entlang. Kurz hinter Bad Muskau passieren wir die Grenze von Sachsen nach Brandenburg.
Natur pur an der Neiße
Das Neißetal zeigt sich auf der Strecke zur Rosenstadt Forst von seiner ursprünglichsten Seite. Glücklich radeln wir durch die wunderschöne Natur und beobachten dabei die zahlreichen Greifvögel, die auf den Wiesen und Feldern nach Nahrung suchen. Sogar einen Adler bekommen wir zu Gesicht. Im hohen Gras versteckt entdecken wir ein Reh. Kurz darauf flitzt ein Fuchs aufgeschreckt in den Wald hinein. Herrlich, diese Etappe ist ganz nach unserem Geschmack. Da kann uns auch der nervige Nieselregen nicht die Laune verderben.
Ostdeutscher Rosengarten in Forst
Forst ist bekannt für seinen Rosengarten mit fast 1.000 verschiedenen Rosensorten. Skulpturen, Brunnen und weitere Blumen erwarten dich bei einem Besuch im Park. Als Wahrzeichen der Stadt gilt der sehenswerte Wasserturm. In Forst befinden sich außerdem zwei spannende Museen: das Brandenburgische Textilmuseum in einer ehemaligen Tuchfabrik sowie das Archiv verschwundener Orte. 137 Lausitzer Orte und damit 25.000 Menschen mussten seit 1924 dem Braunkohlebergwerk ganz oder teilweise weichen. Das Archiv dokumentiert die Geschichten dieser „verschwundenen Dörfer“.
Auf dem Oder-Neiße-Radweg nach Guben
Hinter Forst empfängt uns wieder die idyllische Neiße. Der asphaltierte Radweg führt teilweise auf dem Deich entlang mit schöner Aussicht in die Natur. In Sacro stoppen wir an einer der insgesamt 9 Grenzrosen aus Edelstahl, die in und um Forst als Friedenssymbol aufgestellt wurden.
Kurz darauf hören wir Kraniche trompeten und bekommen die imposanten Vögel wenig später zu Gesicht.
In Grießen schauen wir uns die Wehrkirche an und werfen vom Aussichtspunkt einen Blick auf den Braunkohletagebau Jänschwalde. Was für ein krasser Kontrast zu der sonst so wunderbaren Natur am Oder-Neiße-Radweg. Angekommen in der Zwillingstadt Guben-Gubin besichtigen wir kurz die Altstadt auf beiden Seiten, darunter den Gubener Marktplatz und das Rathaus sowie die Ruine der Stadtkirche in Gubin. Auf der Theaterinsel mitten in der Neiße legen wir eine kleine Pause ein.
Wer ohne E-Bike unterwegs ist, kann in Guben übernachten oder von dort mit der Bahn nach Neuzelle abkürzen. Unsere Mitreisenden von der Landpartie haben sich für die Option mit der Bahn entschieden.
Ratzdorf: Wo die Neiße in die Oder mündet
Wir möchten aber unbedingt die Neiße-Mündung sehen und auch die Gelegenheit nicht verpassen, ein Stück an der Oder entlang zu radeln. Hinter Guben erwartet uns auf unserer Radtour wieder Natur pur. Dank E-Bike stemmen wir uns ohne größere Probleme dem starken Gegenwind entgegen und radeln immer in Flussnähe bis nach Ratzdorf. Die Neiße-Mündung ist relativ unspektakulär, aber die Landschaft an der Oder gefällt uns richtig gut.
Barocke Klosteranlage in Neuzelle
Schließlich erreichen wir Neuzelle, unser Etappenziel für heute. In der barocken Klosteranlage gibt es viel zu entdecken: den Barockgarten mit der Orangerie, das Klostermuseum samt Kreuzgang, die imposante Stiftskirche St. Marien und die evangelische Kirche zum Heiligen Kreuz. Das Kloster Neuzelle ist eine der wenigen noch vollständig erhaltenen Klosteranlagen Europas und bekannt als „Barockwunder Brandenburgs“. Am malerischen Klosterteich befinden sich außerdem die Klosterbrauerei, die Klosterschänke und das wunderbare Landhaushotel Prinz Albrecht mit sehr herzlichem Personal und super leckerem Abendessen.
Für uns geht es im Rahmen unserer von der Landpartie organisierten Radtour an Oder, Neiße und Spree am nächsten Morgen weiter von Neuzelle durch das Naturschutzgebiet Schlaubetal weiter nach Beeskow an der Spree und in zwei weiteren Etappen bis Berlin-Köpenick. Hier der Erfahrungsbericht zu den Etappen auf dem Spreeradweg.
Oder-Neiße-Radweg Infos und Etappen
Der Oder-Neiße-Radweg ist in zwölf Etappen eingeteilt: von der Neiße-Quelle in Tschechien radelt man nach Zittau und dann an der deutsch-polnischen Grenze an Neiße und Oder entlang bis zur Ostsee. Im Seebad Ahlbeck auf der Insel Usedom endet der Oder-Neiße-Radweg schließlich. Ausgeschildert ist er mit dem dreieckigen Radwegsymbol des Oder-Neiße-Radwegs und D‑Route 12.
Die Etappen können individuell nach den persönlichen Bedürfnissen angepasst werden und natürlich können auch nur einzelne Abschnitte geradelt werden. Auf der Route finden sich immer wieder Orte mit Bahnhöfen für die An- und Abreise oder Abkürzungen und Abstechern unterwegs. Wir sind auf unserer Radtour mit der Landpartie die Etappen 2 (Zittau-Görlitz), 3 (Görlitz-Bad Muskau), 4 (Bad Muskau-Guben) sowie einen Teil von Etappe 5 (Guben-Neuzelle) geradelt.
Besonders auf dem ersten Stück des Oder-Neiße-Radwegs von Zittau nach Bad Muskau warten in regelmäßigem Abstand Schutzhütten auf Radfahrer. Dort kann man gemütlich einen Regenschauer aussitzen oder bei schlechtem Wetter windstill und trocken eine Pause machen.
Erfahrungsbericht Oder-Neiße-Radweg: Fazit
Uns hat die Radtour auf dem Oder-Neiße-Radweg sehr gut gefallen. Die Mischung aus idyllischer Natur, Tierbeobachtung und Kultur ist auf dieser Reise sehr gelungen. Der Radweg ist super gut ausgeschildert und man kommt immer wieder durch hübsche Städte und kleine Dörfer, die sich zum Übernachten, Essen oder Pause machen anbieten. Die schönste Stadt am Oder-Neiße-Radweg ist für uns Görlitz. Aber auch Bad Muskau und die Klosteranlage in Neuzelle finden wir sehr sehenswert. Beim Radfahren kann man herrlich abschalten. Und durch die perfekte Organisation durch „Die Landpartie“ mussten wir uns unterwegs um nichts kümmern.
Weitere Reisetipps für einen entspannten Aktivurlaub
Ob Radtour, Wandern, Paddeln oder eine Bootstour: es gibt viele Möglichkeiten sich im Urlaub in der Natur zu entspannen. Hier ein bisschen Inspiration:
- Luxemburg: Wandern auf dem Müllerthal Trail
- Radfahren & Segeln im holländischen Wattenmeer
- Holland: Urlaub im Ferienhaus am Wasser
- Kroatien Kreuzfahrt in der Kvarner Bucht
- Schöne Wanderungen in der Sächsischen Schweiz
- Outdoor Aktivitäten auf Usedom: Reiten, Paddeln & Wandern
- Boat Bike Tours: Das Beste von Holland und Belgien per Rad und Schiff erleben
Offenlegung: Herzlichen Dank an „Die Landpartie“ für die Einladung zu dieser wundervollen Recherchereise. Unsere persönliche Meinung und Berichterstattung werden von der Einladung nicht beeinflusst. Authentische Reiseberichte sind das Herz von Travelinspired.
Redakteurin, Autorin und Mitgründerin des Reiseblogs Travelinspired. Kathrin ist reiseverrückt, abenteuerlustig und absoluter Tierfan. Sie liebt es, in der Natur unterwegs zu sein und beim Wandern, Paddeln oder Radfahren nach Tieren Ausschau zu halten. Ihr Herz schlägt besonders für die polaren Regionen, aber auch Zuhause in Hamburg geht sie gern auf Entdeckungstour.