Urlaub als Bärenforscherin in Schweden

Zehn super spannende, aufregende und anstrengende Tage als Braunbären-Forscherin in Schweden mit Biosphere Expeditions liegen hinter mir! Bären gehören zu meinen absoluten Lieblingstieren. Schon oft durfte ich diese faszinierenden Tiere in freier Wildbahn beobachten. Einzigartige Momente, die sich für immer in mein Gedächtnis eingebrannt haben. Dazu gehören Begegnungen mit Bären beim Lachsfangen im Katmai Nationalpark in Alaska oder auch beim Wandern oder aus dem Auto heraus in den kanadischen Rocky Mountains. Vor einigen Wochen durfte ich als Bärenforscherin auf Zeit in Schweden viel Neues über Bären lernen, verschiedene Winterhöhlen besuchen und dabei auch noch etwas Sinnvolles zum Schutz der Braunbären in Skandinavien beitragen.

Scandinavian Brown Bear Research Project, Citizen Science Biosphere Expeditions Sweden, Erfahrungen
Auf dem Weg zu einer Winterhöhle
Winterhöhle eines Braunbären, Skandiavisches Bären-Forschunksprojekt, Erfahrungsbericht Freiwilligenarbeit
Winterhöhle eines Braunbären

In meinem Erfahrungsbericht nehme ich dich mit nach Schweden und verrate dir, was ich in meiner Zeit als Bürgerwissenschaftlerin beim Braunbären-Forschungsprojekt in der Provinz Dalarna gelernt und erlebt habe.

Auerhuhn, Dalarna
Auerhuhn

Braunbären-Forschungsprojekt in Schweden

Andrea Friebe vom Scandinavian Brown Bear Research Project erforscht schon seit vielen Jahren das Verhalten der Braunbären in der Provinz Dalarna in Schweden. Zu den Zielen des Projekts gehört die Erforschung der Auswirkungen von Klimawandel und Forstwirtschaft auf die Auswahl von Winterhöhlen, die Überlebenschance von Bärenjungen sowie die Nahrung der Bären. Dazu werden Bären mit Sendern bestückt (z.B. einem GPS-Halsband). Anhand der gleichbleibenden GPS-Positionen im Winter können die Standorte von Winterhöhlen bestimmt werden. Ende Mai verlassen die Bären ihre Höhlen. Dann können die Forscher die Höhlen suchen und analysieren (Winter Den Mapping), was sehr zeitaufwendig ist. Als Bürgerwissenschaftler unterstützen wir im Rahmen der von Biosphere Expeditions organisierten Reise die Forscher bei dieser wichtigen Aufgabe und sammeln so wertvolle Daten.

Bären Winterhöhle, Schweden Volunteering Erfahrungen
Gut versteckte Winterhöhle eines Bären

Start in Mora in der Provinz Dalarna

Ich reise bereits am Vortag des Expeditionsstarts mit dem Zug und dem Busersatzverkehr von Stockholm über Borlänge nach Mora, wo ich in einem Hostel übernachte. Bei strahlendem Sonnenschein erkunde ich den Ort, der malerisch am nördlichen Ende des Siljan Sees liegt. Auch die Statue eines für die Region so typischen roten Dalapferdchens lasse ich mir nicht entgehen. Wir sind zwar vor einigen Jahren auf unserem Schweden Roadtrip Richtung Fulufjället Nationalpark durch Mora gekommen, damals aber bei deutlich schlechterem Wetter.

Spaziergang durch Mora, Schweden
Spaziergang durch Mora
Dalapferd, Mora Schweden Sehenswürdigkeiten
Dalapferd

Am nächsten Morgen ist es dann endlich soweit: ich treffe um 9 Uhr mein Team für die nächsten zehn Tage. Der Treffpunkt ist das Mora Parken Hotel, das auf einem riesigen Campingplatz liegt. Gemeinsam mit Expeditionsleiter Roland und der zuständigen Wissenschaftlerin Andrea geht es in drei Autos verteilt in das etwa eine Stunde nördlich gelegene Kvarnberg.

Mora Parken Campingplatz
Auf dem Weg zum Treffpunkt am Mora Parken Hotel

Bären-Forschungsprojekt: Base Camp in Kvarnberg

In Kvarnberg liegt unser Base Camp. Dort lernen wir unsere Köchin Louise kennen. Sie ist die Partnerin von Roland und kommt ebenso wie er aus Groß-Britannien. Sowieso sind wir ein internationales Team bestehend aus zwei Australiern (Penny & John), einem Briten (Stephen), zwei Amerikanern (Ed & Mike) und drei Deutschen (Torsten, Petra und mir). Als erstes wird die Hüttenverteilung bekanntgegeben. Ich teile mir eine der hübschen roten Hütten mit Petra. Nebeneinander stehen die Hütten hinter dem Hauptgebäude mit einer schönen Weitsicht über die Waldlandschaft Dalarnas. Neugierig werfe ich einen Blick in unsere Hütte. Sie ist mit zwei Stapelbetten, ein paar Stühlen und einem kleinen Tisch eingerichtet. Sogar eine Kochplatte, Besteck und Kühlschrank gibt es in jeder Hütte. Kochplatte und Kühlschrank brauchen wir aber nicht, da wir während unserer Zeit hier von Louise bestens versorgt werden.

Base Camp, Biosphere Expeditions Schweden
Unser Base Camp

Rechts vor den Hütten befindet sich das sogenannte Konferenzhaus, das gemütlich eingerichtet ist mit einem großen Esstisch, Sofas um einen Kamin und einer kleinen Küchenzeile. Hier werden wir jeden Abend essen, einen Teil des Trainings haben und Präsentationen hören. Neben dem Konferenzhaus steht das Duschhaus mit zwei Duschen und einer Spültoilette. Daneben befindet sich noch ein kleineres Holzhaus mit zwei Plumpsklos. Zum Frühstück und Briefing geht es ins Haupthaus, in dem Andrea ihr Büro hat und in dem auch Roland und Louise übernachten. Besonders toll finde ich die Bärenskulpturen, die überall herumstehen und für eine gemütliche Atmosphäre sorgen.

Konferenzhaus, Base Camp Biosphere Expeditions Sweden
Konferenzhaus
Gemütliche Feuerstelle, Base Camp Kvarnberg Schweden
Gemütliche Feuerstelle

Erste Einblicke in das Braunbären-Forschungsprojekt

Wir bringen kurz unser Gepäck in unsere Hütten und schon geht es los mit unserem ersten Trainingstag. Nach einer Vorstellungsrunde klärt uns Expeditionsleiter Roland über die Risiken der Expedition auf, darunter Autounfälle, Schlangenbisse, Zecken etc. Nicht das irgendwer von uns zu diesem Zeitpunkt noch flüchten könnte, aber das ist wohl Vorschrift und gehört einfach dazu.

Anschließend erklärt Andrea uns, was die Ziele des Skandinavischen Braunbären-Forschungsprojekts sind und gibt uns spannende Einblicke in ihre Arbeit. Jedes Jahr werden Braunbären gefangen, untersucht und mit GPS-Sendern ausgestattet. Dadurch kann man Rückschlüsse auf ihre Gesundheit ziehen und verfolgen, wie lange die Bären sich wo aufhalten. Der Fokus liegt auf weiblichen Bären mit Nachwuchs. Braunbären gebären ihre Jungtiere während des Winterschlafs und säugen sie bis zum Ende der Winterschlafphase im Mai ohne selbst Nahrung oder Wasser zu sich zu nehmen. Faszinierend! Aus den Daten der GPS-Sender stellt Andrea auch die Positionen der Winterhöhlen und Tagesschlafplätze zusammen, die wir später besuchen werden.

Scandinavian Brown Bear Research Project, Kvarnberg Schweden
Andrea stellt uns das Scandinavian Brown Bear Research Project vor

Spannende Erkenntnisse über die Bären

Seit 1984 wurden bereits über 1000 Winterhöhlen von Braunbären in Schweden analysiert. Eine Erkenntnis ist, dass weibliche Bären, die den Winterschlaf in alten Ameisenhügeln verbringen, mehr Jungtiere zur Welt bringen und diese auch besser genährt sind, als bei anderen Höhlentypen. Vermutlich liegt es daran, dass sie am besten isoliert sind. Leider werden alte Ameisenhügel durch die Forstwirtschaft (Abholzen alter Wälder und Zerstörung von Ameisenhügeln durch schwere Fahrzeuge) immer seltener. Das hat Auswirkung auf die Anzahl der Jungtiere und deren Überlebenschancen. Eine relativ neue Entwicklung zeigt, dass seit etwa fünf Jahren auch sogenannten Nesthöhlen (relativ offene nestähnliche Kuhlen aus Zweigen, also eigentlich keine wirklichen Höhlen) von weiblichen Braunbären genutzt werden, um im Winter ihre Jungtiere zur Welt zu bringen. Laut Auswertung der Daten kommen dort weniger Jungtiere auf die Welt und die dort geborenen Jungtiere sind schwächer als die Bärenbabys, die in Ameisenhügelhöhlen zur Welt kommen.

Nesthöhle, nest den, Schweden
Nesthöhle: für uns einfacher auszumessen, aber nicht besonders geschützt

Bären-Forschungsprojekt: Training

Als Vorbereitung auf unsere Arbeit als Bürgerwissenschaftler im Bären-Forschungsprojekt in Schweden haben wir zunächst zwei Trainingstage, an denen uns unsere Aufgaben, die Arbeitsgeräte und deren Funktion erklärt werden. Unser wichtigstes Arbeitsgerät ist das GPS-Gerät (Garmin), das uns hilft, von der Straße querfeldein durch Schwedens dichte Wälder zu den ungefähren Positionen der Höhlen zu gelangen. Schließlich halten Bären sich nicht an Wanderwege. Wir drehen mit den GPS-Geräten eine Runde über das Camp-Gelände und legen testweise Wegpunkte an, mit denen wir später die Position unseres Autos markieren werden. Weitere wichtige Geräte sind Kompass, Densiometer, Relascope, Zylinder, Taschenlampe und Maßband.

Training Bären-Foschungsprojekt, Biosphere Expeditions Schweden
Expeditionsleiter Roland erklärt uns das GPS-Gerät

Die Schritte-Zählen-Methode

Als Hilfsmittel für die Messung von Entfernungen rund um die Winterhöhlen dient die Anzahl unserer Schritte auf 10 Metern. Dazu laufen wir hintereinander mehrmals eine abgesteckte Entfernung von 10 Metern auf der Wiese vor unseren Hütten ab und zählen dabei unsere Schritte bei normalem Gang, bei mir sind es 13 Schritte. Mit dieser Zahl kann ich dann später Entfernungen ausrechnen. Soweit, so gut. Auch wenn sich die Umsetzung in der Praxis zugegebenermaßen im oft unebenen Gelände mit Hindernissen als nicht so einfach herausstellt. Einen ungefähren Eindruck von den Entfernungen erhalten wir so aber auf jeden Fall. Außerdem hilft es uns den 10-Meter-Radius um die Winterhöhlen abzustecken, in dem wir verschiedene Daten analysieren werden.

Was sind eigentlich Densiometer, Relascope und Concealment?

Jetzt kommen unsere anderen Tools zum Einsatz. Mit dem Densiometer wird gemessen, wie zugewachsen bzw. offen der Höhleneingang von oben in alle vier Himmelsrichtungen ist. Dazu werden im nach innen gebogenen Spiegel des Geräts die mit Ästen oder anderer Vegetation bedeckten Felder gezählt. Die Zahl kann zwischen 0 (komplett offen) und 96 (komplett bedeckt) liegen.

Das Relascope benutzen wir für zwei verschiedene Kennzahlen. Wir ermitteln damit die Höhe der Bäume, wobei auch unsere Schritte-Zählen-Methode Anwendung findet. Außerdem zählen wir, wie viele Bäume es mit einem bestimmten Mindeststammdurchmesser in einem 10-Meter-Radius um die Höhle gibt.

Relascope, Densiometer, Training Bären-Forschungsprojekt Schweden
John testet das rote Relascope, während der Rest versucht das Densiometer zu verstehen

Für die Concealment-Messung verwenden wir eine Art weiß-roten Zylinder als Markierung, die wir in den Höhleneingang stellen. Anschließend schauen wir, in welcher Entfernung wir den oberen roten Bereich in jede der vier Himmelsrichtungen sehen können. Dann messen wir die Entfernung zur Höhle in Metern mit unserer Schritte-Zählen-Methode. Damit soll herausgefunden werden, wie versteckt die Höhle liegt.

Concealment Bärenprojekt Schweden, Bürgerwissenschaftler
Concealment

Nach den ganzen neuen Begriffen und Geräten rauchen uns die Köpfe. Zum Glück machen wir uns dann gemeinsam auf den Weg zur ersten Winterhöhle, um uns alles an einem praktischen Beispiel anzusehen. Cool, unsere erste Bärenhöhle! Hier hat sich ein Bär im Herbst aus Moos, Gras und Beerensträuchern ein gemütliches Bett in eine Felsspalte gebaut und dann den Winter verschlafen.

Braunbären Winterhöhle Schweden
Unsere erste Winterhöhle!

Briefing und Debriefing

Jeden Morgen findet nach dem Frühstück ein kurzes Briefing statt. Dabei wird unser Team auf zwei Autos verteilt. Jedes Auto bekommt von Andrea einen Ausdruck mit GPS-Koordinaten, die zu besuchen sind. Weitere Infos auf dem Ausdruck erklären, ob es sich um eine Den (Winterhöhle) oder Scat (Tagesschlafplatz zum Kotsammeln) Position handelt und welcher Bär wie lange an der Position war. Die Orte auf dem Ausdruck sind dann noch einmal in zwei Untergruppen aufgeteilt, da wir zwei Teams pro Auto sind. Das eine Team wird dann in der Nähe seiner GPS-Position rausgelassen und später von dem Fahrer-Team wieder eingesammelt. Abends findet dann das Debriefing statt. Dort berichten wir, was wir an den einzelnen GPS-Positionen gefunden haben. Natürlich werden auch alle Daten vor Ort in Protokollen festgehalten und später im Base Camp auf dem Computer in Excel-Listen eingetragen.

Biosphere Expeditions Brown Bear Sweden
Briefing und Debriefing finden im Haupthaus statt

Analyse der Winterhöhlen (Winter Den Mapping)

Nach den beiden Trainingstagen fahren wir gemeinsam zu einer weiteren Höhle und jedes Team führt eine komplette Höhlenanalyse (Winter Den Mapping) durch. Dabei können wir letzte Fragen klären und dann unsere Ergebnisse vergleichen. Wie genau eine Höhlenanalyse abläuft und was alles dazu gehört, erkläre ich dir jetzt.

Welcher Bär hat hier geschlafen?

Ist die Höhle gefunden, werden zunächst die genauen GPS-Koordinaten in dem Winterhöhlenprotokoll notiert.  Ebenso werden ID-Nummer und Name des Bären sowie der Zeitraum eingetragen, wann (z.B. Winter 2022/2023) und wie lange (ganzer Winter oder nur einige Monate) der Bär in der Winterhöhle war und ob es sich um einen männlichen oder weiblichen Bären handelt. Diese Infos finden wir auf dem Briefing-Ausdruck. Parallel kann die 2. Person im Team schon damit beginnen, den 10-Meter-Radius um die Höhle abzustecken. Dafür nutzen wir unsere Schritte-Methode und markieren Bäume mit einem rot-weißen Band, das natürlich am Ende wieder eingesammelt wird. Schließlich wollen wir keinen Plastikmüll im Wald zurücklassen.

Gemeinsames Den Mapping, Bären Forschungsprojekt Schweden
Gemeinsames Den Mapping

Welches Umfeld hat der Bär sich für seine Höhle ausgesucht?

Anschließend notieren wir, in welchem Terrain sich die Höhle befindet, z.B. an einem Hang, auf einem Bergrücken, auf ebenem Boden, in einer Schlucht, im Laub- oder Nadelwald. Mit Hilfe des Kompasses messen wir auch die Neigung des Terrains. Dann starten wir mit der Analyse der Vegetation rund um die Winterhöhle des Bären. Dabei untersuchen wir, wie hoch der prozentuale Anteil von Fichten, Kiefern, Birken und anderen Baumarten, die größer als einen Meter sind, in einem 50-Meter-Radius um die Höhle ist. Dann wird die Anzahl der Bäume pro Art, die größer als drei Meter sind, in dem abgesteckten 10-Meter-Radius gezählt. Auch die durchschnittliche Höhe der Bäume pro Art wird mit dem Relascope und der Schritte-Methode gemessen. Für die Analyse der Dichte des Habitats nutzen wir Densiometer und Concealment jeweils für Norden, Osten, Süden und Westen. Anschließend analysieren wir, ebenfalls in einem 10-Meter-Radius, wieviel Boden mit Pflanzen bedeckt ist, wie die Verteilung von Moosen und Flechten sowie von Beerensträucher, Heide, Gräsern und anderen Pflanzen rund um die Höhle ist.

Vegetationsanalyse: Heidepflanze bei der Bärenhöhle
Vegetationsanalyse: Heidepflanze bei der Bärenhöhle

Danach schauen wir, ob wir Kratzspuren, Kot oder andere Hinweise auf Bären an Baumstümpfen oder Ameisenhügeln rund um die Höhle finden. Dann notieren wir, um welchen Höhlentyp es sich handelt. Zur Auswahl stehen Ameisenhügel (Anthill Den), Erdhöhle (Soil Den), Felshöhle (Rock Den), entwurzelter Baum (Uprooted Trer Den) und Nest (Nest Den).

Mitten in der Bärenhöhle

Mit dem Maßband vermessen wir die Winterhöhle. Wir ermitteln Höhe, Breite und Länge der Höhle von außen, von innen und vom Eingang. Dazu kriecht einer von uns in die Bärenhöhle, was nicht immer so ganz einfach ist. Uns ist schleierhaft, wie der große Bär, da rein- und rausgekommen ist. Vielleicht haben Bären eine besondere Taktik. Im Inneren sind die Höhlen dann aber oft erstaunlich geräumig.

Rock den, Winterhohlenanalyse von Braunbären in Skanidavien
Wieder aus der Höhle rausrobben ist gar nicht so einfach

Auch die Breite, Länge und Tiefe des Betts in der Höhle, sowie die Dicke des Bettmaterials wird gemessen. Dabei schauen wir uns auch gleich an, aus welchem Material der Bär sich sein Bett gebaut hat. Auf dem Protokoll wird außerdem festgehalten, ob das Bett noch in der Höhle ist oder entfernt wurde, was tatsächlich relativ oft vorkommt.

Untersuchung des Bettmaterials, Braunbären Winterhöhle
Untersuchung des Bettmaterials

Abschließend versuchen wir noch die Wand- und Deckendicke der Höhle zu ermitteln. Das ist aber nicht immer möglich. Eine Nesthöhle beispielsweise hat weder Wand noch Decke.

Vermessung der Bärenhöhle
Vermessung der Bärenhöhle

Höhlenprotokoll

Auch nach Hinweisen auf Nachwuchs, wie Kratzspuren oder Kot, suchen wir. All diese Daten werden dann vor Ort in das Höhlenprotokoll eingetragen und später auf den Computer übertragen und ausgewertet. Bevor wir den Standort der Höhle verlassen, checken wir, ob das Protokoll vollständig ausgefüllt ist, denn ein unvollständiges Höhlenprotoll ist für die Forschung wertlos und kann nicht verwendet werden. Am Ende fertigen wir noch eine kleine Skizze von der Höhle an und machen Fotos von der Höhle (von vorn und von der Seite).

Höhlenprotokoll Bären Forschungsprojekt
Höhlenprotokoll
Kratzspuren von einem ausgewachsenen Bären
Kratzspuren von einem ausgewachsenen Bären

Sammeln von Kotproben

Auch das Sammeln von Kotproben von besenderten Braunbären gehört während unserer Zeit als Bärenforscher in Schweden zu unseren Aufgaben. Dazu erhalten wir GPS-Positionen von Orten, wo sich ein Bär im Sommer mehrere Stunden aufgehalten hat. Das sind meist Tagesschlafplätze der Bären. Wir besuchen also die GPS-Position, suchen nach einem Tagesschlafplatz und sammeln Kotproben, wenn wir welche finden. Die Kotproben werden mit Datum sowie der ID und dem Namen des Bären beschriftet und später zur Analyse in ein Labor geschickt, um Auskunft über die Nahrung der Bären zu erhalten.

Dieser Felsen hat einem Bären als Tagesschlafplatz gedient
Dieser Felsen hat einem Bären als Tagesschlafplatz gedient, Andrea hat dort Haare gefunden
Sammeln einer Kotprobe
Sammeln einer Kotprobe

Typischer Tagesablauf auf der Braunbären Expedition von Biosphere Expeditions

Falls du dich jetzt fragst, wie unsere Tage als Bärenforscher in Schweden aussahen, hier mal ein typischer Tagesablauf:

  • 7:00 Uhr Frühstück und Lunchpakete (Brote, Obst, Müsliriegel) vorbereiten
  • 7:45 Uhr Briefing, meist haben wir aber schon vorher beim Frühstück angefangen, die Koordinaten in unsere Garmins einzugeben. Anschließend packen wir unsere Sachen zusammen und verlassen das Base Camp, spätestens gegen 8:30 Uhr, meistens früher.
  • 8:15 – 16:30 Uhr Feldarbeit: Winterhöhlen suchen und vermessen, Kotproben sammeln
  • 16:30 Uhr geplante Rückkehr zum Base Camp, an einigen Tagen waren wir auch erst später zurück, dann wurde der Expeditionsleiter über WhatsApp informiert, falls wir Empfang hatten.
  • 17:00 Uhr Equipment säubern und für den nächsten Tag vorbereiten, Daten von den Höhlen- und Kotprotokollen in den Computer eingeben, Duschen
  • 18:30 Uhr Debriefing
  • 19:00 Uhr Abendessen
  • 20:00 Uhr Präsentationen (über Bären oder Biosphere Expeditions) oder Freizeit

Zusätzlich hatte immer einer von uns noch Küchendienst, um Louise zu helfen, etwa 1 Stunde ab 17:30 Uhr bis zum Debriefing sowie  nach dem Abendessen zum Abwaschen und Küche aufräumen. Das Essen war übrigens sehr lecker und abwechslungsreich!

Hündin Pommes
Die niedliche Hündin Pommes hofft auf Krümel vom Frühstück

Herausforderungen auf dem Weg zu den Winterhöhlen

Nach dem Training waren wir dann fast eine Woche lang in kleinen Teams auf eigene Faust in Schwedens Wildnis unterwegs. Oft ging es dabei über sehr unebenes Gelände mit großen Steinen, umgefallenen Bäumen und durch dichte Wälder. Ohne ein paar Kratzer und blaue Flecke ist wohl keiner von uns davongekommen. Unser Plan war immer, so nah wie möglich mit dem Auto auf den Forststraßen an die Höhlen heranzukommen und dann loszulaufen. Selbst kurze Entfernungen von 300-500 Metern können querfeldein schon einige Zeit in Anspruch nehmen. Oft waren die Winterhöhlen dann aber dank der GPS-Positionen relativ einfach zu finden, einige waren aber auch sehr gut versteckt.

Querfeldein durch den Wald, Erfahrungen Bürgerwissenschaftler Schweden
Querfeldein durch den Wald ist nicht immer ganz einfach
Bärenprojekt Schweden Erfahrungen, Bürgerwissenschaftler Biosphere Expeditions
Im Sumpf muss man sich vor tiefen Löchern in Acht nehmen

Auch Flexibilität war gefragt, denn Pläne funktionieren nicht immer. Einmal war unsere Straße mit einer abgeschlossenen Schranke versperrt. Ein anderes Mal war die Straße so schlecht, dass wir mit unserem normalen PKW ohne Allrad nicht weiterfahren konnten. In diesen Fällen sind wir dann mehrere Kilometer die Straße entlang gewandert, bis wir in den Wald zur Position der jeweiligen Höhle abgebogen sind. Das war nicht weiter schlimm, kostet aber natürlich Zeit. Es war jedes Mal wieder spannend, was uns bei den einzelnen GPS-Positionen erwartet. Werden wir tatsächlich eine Höhle finden? Wie sieht die Höhle aus? Und werden wir Spuren von Jungtieren entdecken?

Diese Straße war mit unserem Mietwagen nicht befahrbar, Erfahrungen Biosphere Expeditions Schweden
Diese Straße war mit unserem Mietwagen nicht befahrbar

Wanderung durch das Naturreservat Norra Mora Vildmark

An einem Tag durfte ich mit den beiden Australiern Penny und John auf eine ganz besondere Wanderung aufbrechen. Wir sollten die Winterhöhle von Bärin Jordika aus dem letzten Jahr suchen. Sie liegt mitten im Naturreservat Norra Mora Vildmark, etwa 4,5 Kilometer von der nächsten Straße entfernt. Noch dazu geht es größtenteils durch Sumpfgebiet, was sehr anstrengend zu laufen ist. Daher hatte sich bei der Gruppe im letzten Jahr niemand freiwillig gemeldet. Dieses Jahr wollen wir es versuchen. Am Parkplatz trennt sich unser Team, Roland und Louise suchen zwei etwas näher gelegene Winterhöhlen, während wir uns auf die lange Wanderung begeben. Die ersten paar hundert Meter ist der Wanderweg fest und führt als schmaler Trampelpfad malerisch durch den Wald. Doch schon kurz darauf wird es feucht und wir marschieren mit schmatzenden Schritten über den sumpfigen Boden. Belohnt werden wir mit einer wunderschönen Landschaft. Auf einer offenen Fläche entdecken wir in der Ferne sogar zwei Regenbrachvögel! Auch an einigen Hütten kommen wir vorbei.

Wunderschöne Landschaft im Naturreservat Norra Mora Vildmark, Schweden wandern
Wunderschöne Landschaft im Naturreservat Norra Mora Vildmark
Norra Mora Vildmark Wanderweg
Der Wanderweg führt an einigen Hütten vorbei

Wir überqueren einen Bach und biegen nach etwa drei Kilometern vom Weg ab. Nun geht es mitten durch das Moor. Wir versuchen die offenen Wasserflächen zu umgehen, sinken aber immer wieder tief ein. Penny bleibt einmal stecken und mir läuft ein paar Mal das Wasser sogar von oben in die Gummistiefel. Wir sind froh, als wir schließlich wieder festen Boden unter den Füßen haben. Kurz darauf entdecken wir die Winterhöhle, die in einen Ameisenhügel gegraben wurde.

Norra Mora Vildmark Sumpf
Querfeldein durch den Sumpf

Die Bärin hat sich hier wirklich einen besonderen Platz ausgesucht. Der Ameisenhügel scheint noch aktiv zu sein, überall wimmelt es von Ameisen. Wir verteilen die Aufgaben und legen mit der Höhlenanalyse los. Dann belohnen wir uns mit einem Snack aus unserer Lunchbox, bevor wir uns auf den weiten Rückweg durch das wunderschöne Naturreservat machen. Ein anstrengender, aber auch sehr schöner Tag liegt hinter uns.

Frosch,Norra Mora Vildmark, Schweden
Frosch getroffen auf dem Rückweg
Pause bei einer der Hütten
Pause bei einer der Hütten (thanks for the photo, John!)

Lust auf Bärenforschung? Was man wissen sollte!

Immer wieder kommt es bei Biosphere Expeditions zu Missverständnissen zwischen den Erwartungen der Teilnehmer und der Praxis. Die Freiwilligenarbeit als Bürgerwissenschaftler ist weder Urlaub noch Safari. Was erwartet dich also bei Biosphere Expeditions in Schweden? Die Tage sind lang und anstrengend. Höchstwahrscheinlich wirst du keinen der scheuen Bären zu Gesicht bekommen. Und auch andere Tiere sind eher eine Seltenheit. Wir haben einmal aus der Ferne einen Elch gesehen, der aber direkt im Gebüsch verschwunden ist. Die andere Gruppe hatte etwas mehr Glück und hat ein Elchkalb entdeckt. Auch einige Auerhühner, Kraniche und Schmetterlinge konnten wir beobachten. Die Wege zu den Höhlen können, wie schon beschrieben, etwas herausfordernd sein. Ein bisschen Abenteuerlust kann hier nicht schaden. Es geht oft durch unwegsames Gelände, über Baumstämme, Steine und durch nasses Sumpfgebiet. Wanderstöcke von Zuhause mitzunehmen, ist empfehlenswert, genau wie ein guter Mückenschutz. Belohnt wird man aber mit schöner Landschaft und wahnsinnig interessanten Einblicken in die Welt der Bären!

Auf dem Weg zur nächsten Winterhöhle, Erfahrungen Volunteering Bärenprojekt Schweden
Auf dem Weg zur nächsten Winterhöhle
Kraniche Dalarna Schweden
Kraniche

Fazit zum Urlaub als Bürgerwissenschaftlerin in Schweden

Das Braunbären-Forschungsprojekt in Schweden ist super spannend und die Wissenschaftlerin vor Ort sehr engagiert und dankbar für unsere Hilfe. Ihre Begeisterung für die Bären und das Projekt ist total ansteckend. Unser Team hat sich richtig ins Zeug gelegt, so dass wir in der kurzen Zeit vor Ort viel erreicht haben. Insgesamt 38 Winterhöhlen haben wir gefunden und analysiert, so dass nur noch wenige Höhlen übrigbleiben, die Andrea nach unserer Abreise allein besuchen muss. Die Arbeit im Team hat großen Spaß gemacht und es war schön, sich mit Naturliebhabern aus der ganzen Welt auszutauschen. Ich verabschiede mich mit dem guten Gefühl, tatsächlich einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Braunbären in Skandinavien geleistet zu haben.

Bürgerwissenschaftler Winterhöhle Bärenprojekt
Gar nicht so ungemütlich die Winterhöhle
Team Biosphere Expeditions Brown Bear Sweden, Erfahrungsbericht
Super Team!

Infos zu Biosphere Expeditions

Neben Schweden und Malawi (wo Kathrin 2018 teilgenommen hat) bietet Biosphere Expeditions auch gemeinnützige Expeditionsreisen in andere Länder an. Auf den Seiten der einzelnen Reiseziele findest du Details zu den jeweiligen Forschungsschwerpunkten und Infos zu Kosten, Reisedaten, Unterbringung, Treffpunk usw. Dort kannst du dir außerdem ein Briefing mit detaillierten Infos herunterladen. Die Reisen sind nicht grade günstig, aber ein Großteil deines Expeditionsbeitrags fließt direkt in das jeweilige Projekt. Was genau mit dem Geld passiert, kannst du in den Expeditionsberichten von Biosphere Expeditions nachlesen. In den Berichten findest du auch die Forschungsergebnisse. Ich bin jetzt natürlich besonders gespannt auf den Bericht zu unserer Schweden Expedition!

Wollgras Schweden
Fluffiges Wollgras gibt es auch in Schweden

Noch mehr Reiseinspiration:

Offenlegung: Ich wurde von Biosphere Expeditions zur Teilnahme an der Forschungsreise in Schweden eingeladen. Herzlichen Dank dafür! Die Anreise und Unterbringung in Stockholm und Mora vor und nach der Expedition habe ich selbst bezahlt. Eine zusätzliche Vergütung erfolgte nicht. Meine persönliche Meinung und Berichterstattung bleibt von der Einladung wie immer unbeeinflusst, authentische Reiseberichte sind das Herz von Travelinspired.

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