Ein Traum wird wahr! Knapp zwei Wochen lang darf ich auf Einladung von Biosphere Expeditions als Bürgerwissenschaftlerin an einem Artenschutzprojekt im afrikanischen Malawi mitarbeiten. Tierforscherin auf Zeit sozusagen. Und das mitten in der wunderschönen Wildnis Afrikas. Elefanten beobachten und identifizieren, Tiere zählen, Kamerafallen aufstellen und vieles mehr steht auf dem Programm unserer Expedition ins Vwaza Marsh Wildlife Reserve im Norden von Malawi.
Nach einem zweitägigen Grundkurs in Tierforschung und Datenerhebung dürfen wir gemeinsam mit den Wissenschaftlern vor Ort raus in die Natur und fleißig Daten sammeln. Ich kann auf der Expedition also quasi meine große Leidenschaft, Tiere in freier Wildbahn zu beobachten mit einem wissenschaftlichen Beitrag zum Artenschutz kombinieren! Absolut genial! Kein Wunder, dass mich das Konzept der gemeinnützigen Naturschutzorganisation Biosphere Expeditions, aktive Forschungsreisen für Natur- und Tierfans anzubieten, begeistert. Ich kann es kaum erwarten, mich als Bürgerwissenschaftlerin in die verschiedenen Projekte im Vwaza Marsh Wildlife Reserve einzubringen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Start der Expedition in Lilongwe
- 2 Base Camp im Vwaza Marsh Wildlife Reserve
- 3 Training: Crash Kurs in Natur- und Tierforschung
- 4 Saftey first
- 5 Forschung im Vwaza Marsh Wildlife Reserve
- 6 Malawi Forschungsprojekte im Überblick
- 7 Typischer Tagesablauf in Malawi
- 8 Fazit zu meiner Reise mit Biosphere Expeditions nach Malawi
- 9 Weitere Forschungsprojekte von Biosphere Expeditions
- 10 Tierforscher auf Zeit – Teilnahmevoraussetzungen
- 11 Infos zu Reisen mit Biosphere Expeditions
- 12 Video – Tierforscherin in Malawi
Start der Expedition in Lilongwe
Am 7. Oktober ist es endlich soweit. Gemeinsam mit Expeditionsleiterin Ida und 11 weiteren Expeditionsteilnehmern breche ich von unserem Treffpunkt in Malawis Hauptstadt Lilongwe auf Richtung Vwaza Marsh Wildlife Reserve. Acht Stunden Busfahrt in den Nordwesten von Malawi liegen vor uns. Zum Glück vergeht die Zeit wie im Flug. Denn die anderen Teilnehmer stellen sich als gleichgesinnte Reiseverrückte heraus. So tauschen wir viele spannende Reisegeschichten aus und lernen uns schon mal näher kennen. Die Landschaft, die unterdessen hinter den Fenstern an uns vorbeirauscht erinnert mich sehr an unseren genialen Roadtrip durch Botswana im vergangenen Jahr. Rote Erde, halb vertrocknete Vegetation, kleine Dörfer und Ziegen am Straßenrand.
Base Camp im Vwaza Marsh Wildlife Reserve
Pünktlich zum malerischen afrikanischen Sonnenuntergang erreichen wir das Research Camp im Vwaza Marsh Wildlife Reserve. Hier werden wir nicht nur von den motivierten Wissenschaftlern begrüßt, sondern auch von einigen Elefanten, die auf dem Weg zum Wasser am Camp vorbeiziehen. Ich bin begeistert von meinem Zuhause für die nächsten 13 Tage! Der Blick über die Ebene bis zum See Kazuni ist traumhaft! Regelmäßig toben hier Affen und Warzenschweine vorbei. Auch Kudus und Impalas lassen sich häufig blicken. Und vom See schallen die Rufe der Hippos herüber. Willkommen in Afrika!
Unser Camp ist deutlich luxuriöser als erwartet. Wir wohnen zu zweit oder zu dritt in großen Safari-Zelten, die mit Betten samt Moskitonetzen ausgestattet sind. Unser offener, aber überdachter Gemeinschaftsraum zum Essen und Beisammensitzen ist super gemütlich. Besonders während der Mittagshitze ist es hier angenehm schattig. Zwar gibt es im Camp weder Strom- noch Wasserleitungen, dafür aber Solarzellen zum Equipment und Handys laden, Trockentoiletten und Bucket-Showers. Aufs Duschen müssen wir also nicht verzichten. Dafür steht natürlich täglich Wasserpumpen auf dem Programm.
Training: Crash Kurs in Natur- und Tierforschung
Am nächsten Tag beginnt für uns das Training. Wir erfahren mehr über unser Forschungsgebiet, das Vwaza Marsh Wildlife Reserve, die lokalen Partnerorganisationen von Biosphere Expeditions – Lilongwe Wildlife Trust und Conservation Research Africa – und bekommen die Hintergründe zu den einzelnen Projekten erklärt. Anschließend üben wir das Aufstellen der Kamerafallen und die richtige Nutzung von Kompass, GPS-Geräten und Entfernungsmessern (Rangefinder). Wir lernen, wie man Fallen für Insekten und Fledermäuse aufstellt, woran man einzelne Elefanten unterscheiden kann und welche Aufstellungsorte besonders geeignet sind für die Kamerafallen. Auch verschiedene Forschungs- und Beobachtungsmethoden und das korrekte Ausfüllen der Datenblätter stehen auf dem Programm.
Saftey first
Sicherheitsbestimmungen im Camp und im Feld spielen beim Training und der Forschungsarbeit natürlich auch eine große Rolle. Beispielsweise muss man sich immer im Logbuch austragen, bevor man das Camp verlässt. Darin wird genau notiert, was man vorhat, wohin man geht, wer dabei ist und wann man ungefähr zurück ist. Auch ein Funkgerät und ein Erste Hilfe Set sind Pflicht. Will man sich zu Fuß im Reservat bewegen, muss zusätzlich zum Wissenschaftler immer auch noch ein bewaffneter Ranger dabei sein. Sicherheit steht hier an erster Stelle. Schließlich weiß man nie, welchen Tieren man unterwegs begegnet.
Forschung im Vwaza Marsh Wildlife Reserve
Ziel der Forschung in Vwaza ist es, herauszufinden, welche Säugetiere, Reptilien, Fledermäuse und Insekten dort leben. Dabei geht es sowohl um die verschiedenen Arten als auch um die Anzahl und das Vorkommen je nach Jahreszeit und Habitat. Auf Basis der Daten werden dann Übersichtskarten erstellt, die die Verbreitung der einzelnen Tierarten im Vwaza Marsh Naturreservat zeigen und als Grundlage für das Biodiversity Management dienen. Die Ergebnisse werden dann sowohl dem Department of National Parks and Wildlife von Malawi als auch der Weltnaturschutzunion IUCN (International Union for Conservation of Nature) zur Verfügung gestellt.
Malawi Forschungsprojekte im Überblick
Das Tolle für uns Bürgerwissenschaftler in Vwaza ist, dass die Forschung hier noch relativ am Anfang steht. Dadurch gibt es eine verhältnismäßig große Bandbreite an verschiedenen Forschungsaktivitäten, an denen wir uns nach unserer Ausbildung beteiligen können. Dazu gehören:
- Elefanten beobachten und identifizieren
- Elefanten-Dung sammeln und analysieren
- Transekte – zu Fuß und im Auto (Tiersichtungen auf bestimmten Strecken erfassen)
- Nilpferde zählen
- Kamerafallen aufstellen & checken
- Affen beobachten
- Fledermaus- und Insektenforschung
- Vegetationsanalyse
- Datenanalyse & Sichtung der Kamerafallen-Fotos
Die Forschungsprojekte stelle ich in einem zweiten Blogbeitrag noch genauer vor, damit du einen noch besseren Eindruck in die Freiwilligenarbeit als Tierforscher in Malawi bekommst. Zu meinen Lieblingsaufgaben gehört natürlich Affen und Elefanten beobachten und Nilpferde zählen. Völlig umgehauen haben mich allerdings auch die überraschend niedlichen Fledermäuse. Von denen bin ich total verzückt. Und auch die Insekten sind viel spannender als erwartet. Nicht zuletzt dank der großen Euphorie von Insektenforscherin Karen, die einem ihr Fachgebiet echt schmackhaft machen kann.
Typischer Tagesablauf in Malawi
Unser Tag beginnt früh morgens mit den ersten Sonnenstrahlen. Meistens werden wir schon bevor der Wecker klingelt vom Gezwitscher der Vögel wach. Um 5:30 Uhr gibt es Frühstück und um 6:00 Uhr starten wir auf unsere verschiedenen Forschungsaktivitäten. Meistens haben wir drei Projekte zur Auswahl, auf die wir uns aufteilen. Vormittags stehen die längeren Aktivitäten auf dem Programm, wie der Hippo Walk, Kamerafallen aufstellen oder checken und die Walking & Driving Transects. Denn Mittagessen gibt es erst um 13:00 Uhr. Die sieben Stunden dazwischen lassen genug Zeit, um auch in den hintersten Winkel des kleinen Naturparks zu fahren. Kleiner Tipp: unbedingt einen Snack einpacken. Ich Vielfrass hatte meistens um 9:00 Uhr schon wieder Hunger.
Nach dem Mittagessen setzen wir uns dann alle zusammen, besprechen die letzten 24 Stunden und planen den nächsten Tag. Debrief nennt sich das. Danach gibt es eine kurze Siesta, bevor wir uns um 15:00 Uhr wieder in die Forschung stürzen. Jetzt sind Affen oder Elefanten beobachten an der Reihe oder aber auch Dateneingabe in den Expeditionscomputer, Analyse von Elefanten-Dung oder die Erforschung der Vegetation rund um die Orte, wo wir die Fledermausnetze aufgestellt haben. Um 18:00 Uhr gibt es dann Abendessen. Wer mag, kann anschließend noch am Feuer sitzen und den traumhaften Sternenhimmel genießen. Spätestens um 21:00 Uhr kriechen dann aber die meisten in ihre Zelte.
Die einzige Ausnahme von diesem Tagesablauf bildet die Fledermaus- und Insektenforschung. Denn die findet im Dunklen statt. Eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang werden die Netze bzw. Fallen geöffnet und dann bis drei Stunden nach Sonnenuntergang in regelmäßigen Intervallen gecheckt. Zurück im Camp ist man dann gegen 22:00 Uhr. Schnell noch die Reste vom Abendessen aufwärmen und dann ab ins Bett.
Fazit zu meiner Reise mit Biosphere Expeditions nach Malawi
Würde ich wieder mit Biosphere Expeditions verreisen? Und würde ich nach den Erfahrungen, die ich in Malawi gemacht habe, wieder die Expedition ins Vwaza Marsh Wildlife Reserve wählen? Ja, auf jeden Fall! Ich glaube, es ist im Laufe des Artikels schon klargeworden, wie begeistert ich von meiner Erfahrung als Tierforscherin auf Zeit in Malawi bin. Es war einfach großartig, mehr über die Arbeit der Wissenschaftler vor Ort zu erfahren und selbst durch Feldforschung aktiv etwas zum Natur- und Artenschutz beizutragen. Dazu noch in der wunderschönen Kulisse Afrikas mit seiner einzigartigen Tierwelt. Wo kann man von seinem Arbeits- und Wohnplatz aus schon quasi täglich große Elefantenherden vorbeiziehen sehen? Mega genial! Und für mich als Tierfan natürlich ein absoluter Traumstandort.
Die Wissenschaftler im Camp haben uns mit ihrer Euphorie und Motivation total angesteckt. Man merkt einfach, dass sie ihrem Job mit großer Leidenschaft nachgehen. Sowieso war das ganze Team samt Expeditionsleiterin Ida, den Köchen Emmanuel und Kevin und den anderen Expeditionsteilnehmern einfach super und wir hatten sehr viel Spaß zusammen! Danke an euch alle für diese schöne Zeit!!!
Weitere Forschungsprojekte von Biosphere Expeditions
Falls du jetzt auch Lust bekommen hast, dich im Urlaub aktiv für Natur- und Artenschutz einzusetzen und hinter die Kulissen der Feldforschung zu schnuppern, dann schau doch mal auf der Website von Biosphere Expeditions vorbei. Dort gibt es viele verschiedene Forschungsprojekte wie beispielsweise Bären erforschen in Schweden, Wale auf den Azoren, Wölfe in der Lüneburger Heide, Elefanten in Thailand oder Tauchexpeditionen auf den Malediven. In Afrika findest du neben Malawi auch noch weitere Expeditionen in Südafrika und Kenia. Mich würde auf jeden Fall noch die Walexpedition auf den Azoren sehr reizen oder eine Reise auf den Spuren der Schneeleoparden in die wilde, ursprüngliche Landschaft Kirgistans. Dazu findest du einen sehr motivierenden Erfahrungsbericht bei meiner Bloggerkollegin Fräulein Draussen.
Tierforscher auf Zeit – Teilnahmevoraussetzungen
Teilnehmen kann an den Expeditionen von Biosphere eigentlich jeder. Einzige Voraussetzung ist, dass du dich in Englisch verständigen kannst, denn das ist die Expeditionssprache. Und natürlich, dass du Lust hast, für die Zeit der Expedition in einem international zusammengesetzten Team zu leben und zu arbeiten. Denn die Teilnehmer kommen aus der ganzen Welt. Außerdem sollte dir klar sein, dass es kein Urlaub ist, in dem es um Entspannung geht, oder darum, möglichst viel zu sehen. Die Forschungsarbeit und der Artenschutz stehen ganz klar an oberster Stelle. Aber genau das macht den Reiz ja aus. Spezielle Vorkenntnisse oder einen wissenschaftlichen Hintergrund benötigst du ansonsten nicht. Während des Trainings am Anfang der Expedition wird dir alles beigebracht, was du für deine Tätigkeit als Feldforscher brauchst.
Infos zu Reisen mit Biosphere Expeditions
Auf den einzelnen Projektseiten von Biosphere Expeditions findest du viele spannende Details zu den jeweiligen Forschungsschwerpunkten und dem Reiseziel sowie Infos zu Kosten, Reisedaten, Unterbringung, Treffpunk usw. Dort kannst du dir außerdem ein Briefing mit detaillierten Infos herunterladen.
Die Reisen sind übrigens nicht grade günstig. Allerdings fließt ein Großteil deines Expeditionsbeitrags direkt in das jeweilige Projekt. Was genau mit dem Geld passiert, kannst du in den Expeditionsberichten von Biosphere Expeditions nachlesen. In den Berichten findest du auch die Forschungsergebnisse. Super transparent und gleichzeitig echt spannend.
Für mich als Vegetarierin war es außerdem genial, dass die komplette Verpflegung während der Expedition vegetarisch ist. Mehr zu den Gründen findest du hier.
Video – Tierforscherin in Malawi
Hier noch ein kleines Video über meine Zeit als Tierforscherin mit Biosphere Expeditions in Malawi. Viel Spaß beim Anschauen. Inzwischen ist auch mein Blogpost zu den Forschungsprojekten online.
Offenlegung: Ich wurde von Biosphere Expeditions zur Teilnahme an der Forschungsreise in Malawi eingeladen. Herzlichen Dank dafür! Die Anreise und Unterbringung in Lilongwe vor und nach der Expedition habe ich selbst bezahlt. Eine zusätzliche Vergütung erfolgte nicht. Meine persönliche Meinung und Berichterstattung bleibt von der Einladung wie immer unbeeinflusst, schließlich geht es auf Travelinspired um authentische Reiseberichte.
Redakteurin, Autorin und Mitgründerin des Reiseblogs Travelinspired. Kathrin ist reiseverrückt, abenteuerlustig und absoluter Tierfan. Sie liebt es, in der Natur unterwegs zu sein und beim Wandern, Paddeln oder Radfahren nach Tieren Ausschau zu halten. Ihr Herz schlägt besonders für die polaren Regionen, aber auch Zuhause in Hamburg geht sie gern auf Entdeckungstour.
Oh ja! Das ist es 🙂 Ich kann es kaum erwarten, wieder Fuß auf diesen magischen Kontinent zu setzen.
Liebe Grüße
Lynn
Das muss ja wirklich eine tolle Erfahrung gewesen sein! Ich war etwa zur selben Zeit auf Safari im Liwonde NP in Malawi. Dort die Elefanten, Hippos und Co beobachten zu dürfen, war echt einmalig. Vor allem die völlig offenen Camps, wo nachts Elefanten durchziehen sind echt der Hammer.
Liebe Grüße
Lynn
Hi Lynn,
wie cool! Ich hatte diesmal leider keine Zeit, mir noch weitere Ecken von Malawi anzuschauen. Sehr schade, dass muss ich auf jeden Fall irgendwann nachholen. Der Liwonde Nationalpark klingt toll! Wir hatten auch öfter Elefanten und Hippos im Camp, echt aufregend. Afrika ist einfach immer wieder überwältigend 🙂
Liebe Grüße
Kathrin
Wow, klingt ganz toll und erinnert mich ein bisschen an „Frühstück mit Elefanten“. Das würde ich zu gerne selber einmal machen! Den Bericht von Fräulein Draussen hab ich ebenfalls mit viel Neid und Begeisterung gelesen…
Hi Nadine,
oh ja, mach das unbedingt. Die Expedition war wirklich eine sehr bereichernde Erfahrung. Ich habe soviel von den Wissenschaftlern gelernt und die Arbeit im internationalen Team hat mega viel Spaß gemacht. Und die Tiere hatten mich natürlich sowieso sofort wieder um sämtliche Finger gewickelt 🙂
Liebe Grüße
Kathrin