Rotglühend geht die Sonne über der mystischen Landschaft des Anklamer Stadtbruchs auf. Fasziniert beobachte ich die unzähligen Kraniche, die sich laut trompetend von ihrem Schlafplatz erheben und vor mir durch den orange angestrahlten Himmel fliegen. Was für ein magischer Morgen! Noch dazu, da ich dieses grandiose Schauspiel ganz für mich habe. Keine Menschenseele weit und breit. Der Anklamer Stadtbruch in Mecklenburg-Vorpommern scheint noch ein echter Geheimtipp für Natur- und Tierfreunde in Deutschland zu sein. Auch auf meinen Wanderungen durch das Naturschutzgebiet mitten am Tag treffe ich kaum andere Wanderer.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Wo liegt das Naturparadies Anklamer Stadtbruch?
- 2 Wanderung von Bugewitz in den Anklamer Stadtbruch
- 3 Anklamer Stadtbruch: Vogelbeobachtung vom Aussichtsturm
- 4 Rundwanderung durch den Anklamer Stadtbruch ab Kamp
- 5 Infos zum Naturschutzgebiet Anklamer Stadtbruch
- 6 Tipp zum Übernachten
- 7 Fazit Anklamer Stadtbruch
- 8 Tipps für weitere schöne Reiseziele für Naturfreunde
Wo liegt das Naturparadies Anklamer Stadtbruch?
Der Anklamer Stadtbruch liegt im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern im Osten von Deutschland in der Nähe der Ostseeinsel Usedom. Tipp zur Anreise: Man erreicht das Naturschutzgebiet am besten über das Dorf Bugewitz, wo man zu einer Wanderung in den südlichen Teil aufbrechen kann. Als Startpunkt für eine Wanderung auf dem ehemaligen Bahndamm im nördlichen Teil des Anklamer Stadtbruchs bietet sich Kamp an. Im Herbst ist das Naturschutzgebiet ein wichtiger Rastplatz für Kraniche.
Wanderung von Bugewitz in den Anklamer Stadtbruch
Ich parke mein Auto auf dem kostenlosen Parkplatz hinter dem Gasthaus Zum Mühlengraben in Bugewitz. Bei schönstem Wetter starte ich auf meine Wanderung Richtung Anklamer Stadtbruch, begrüßt von einigen neugierigen Kühen und Schafen. Ein idyllischer Wanderweg führt über Gras am Anklamer Mühlengraben nach Osten. Auf den benachbarten Wiesen rasten zahlreiche Gänse und in der Luft sind Kraniche unterwegs. Auch einige Stare und Kiebitze lassen sich blicken. Auf einem der abgestorbenen Bäume entdecke ich einen Seeadler. Der Wanderweg führt mich an einem ehemaligen Schöpfwerk vorbei bis zu einer Brücke.
Kreisende Seeadler im Naturschutzgebiet
An der Brücke stehen ein paar Infoschilder zum Naturschutzgebiet, darunter auch eine Karte mit Wanderwegen. Ich überquere die Brücke, unter der einige Schwäne auftauchen, und wandere mitten hinein in die Wildnis des Anklamer Stadtbruchs. Neben Schwarzkehlchen und verschiedenen Meisenarten entdecke ich Rotdrosseln, die sich auf einem Baum ausruhen. Es geht an einer Picknickbank und weiteren Infotafeln vorbei. Plötzlich entdecke ich über mir zwei kreisende Seeadler, zu denen sich nach kurzer Zeit noch drei weitere Adler gesellen. Was für ein unvergesslicher Moment!
Rothirschbrunft im Anklamer Stadtbruch
Als die majestätischen Adler schließlich nur noch als kleine Punkte am Himmel zu erkennen sind, wandere ich weiter. Und bekomme schon den nächsten Adrenalinkick. Ich höre relativ nah die Brunftrufe von Rothirschen. Magisch! Kurz zögere ich, ob ich weiterwandern soll. Der Weg ist zu einem schmalen Pfad geworden, auf dem ich ungern plötzlich einem Hirsch gegenüberstehen möchte. Aber vermutlich haben die Tiere mich sowieso längst wahrgenommen und halten sich vom Wanderweg fern. Eine kleine Brücke führt mich über den Mitteltorfkanal. Hier lassen sich Spuren von Bibern entdecken, einige Bäume weisen die typischen Nagespuren auf. Der Weg verläuft jetzt durch hohe Schilflandschaft und wird immer zugewachsener und feuchter.
Ich entscheide mich umzudrehen, da der Verbindungsweg rüber Richtung Aussichtsturm laut Karte sowieso gesperrt sein soll. Auf dem Rückweg mache ich noch einen Abstecher vom Hauptweg nach links und entdecke einen Turmfalken und weitere Seeadler. Anschließend geht es am Anklamer Mühlgraben zurück nach Bugewitz. Die beschriebene Wanderung ist etwa 12 Kilometer lang. Eine Karte findest du auf Visorando.
Anklamer Stadtbruch: Vogelbeobachtung vom Aussichtsturm
Östlich von Rosenhagen und nördlich von Bugewitz steht ein Aussichtsturm, von dem man eine wunderschöne Aussicht auf den Anklamer Stadtbruch hat. Eine Picknickbank, einige Infoschilder und ein kleiner Parkplatz sind dort ebenfalls vorhanden. Mit dem Auto erreicht man den Aussichtssturm am besten ab Bugewitz auf einer recht guten, aber sehr schmalen Asphaltstraße. Die Straße von Rosenhagen ist in schlechtem Zustand, sehr holprig und nicht zu empfehlen. Alternativ kannst du den Turm natürlich auch zu Fuß oder mit dem Fahrrad ansteuern (3 Kilometer ab Parkplatz in Bugewitz). Das hat den Vorteil, dass du zwischendurch zum Vögel beobachten oder fotografieren anhalten kannst. Der Aussichtssturm liegt übrigens direkt am Radfernweg Berlin-Usedom.
Besonders morgens und abends im Herbst kann man vom Vogelbeobachtungsturm gut die überfliegenden Kraniche und Gänse beobachten. Aber auch tagsüber gibt es auf den großen Wasserflächen eigentlich immer etwas zu sehen, darunter verschiedene Entenarten, Limikolen und Reiher. Ich habe sogar einen der hübschen blauen Eisvögel, einen majestätischen Seeadler und einige Tundrasaatgänse, die sich zwischen einen Trupp Blässgänse gemischt haben, beobachten können. Ein besonderes Highlight waren die Bartmeisen im Alten Mühlgraben.
Rundwanderung durch den Anklamer Stadtbruch ab Kamp
Meine nächste Wanderung durch den Anklamer Stadtbruch führt mich von Kamp auf dem ehemaligen Bahndamm zwischen zwei riesigen Wasserflächen mitten durch das Naturschutzgebiet. Anschließend folge ich dem sich malerisch durch die Landschaft schlängelnden Rosenhäger Beck, bevor es an der Straße zurück nach Kamp geht. Die Tour ist etwa 10 Kilometer lang (Karte auf Visorando).
Morgenidylle in Kamp
Ich parke mein Auto am Hafen in Kamp. Es ist kurz vor Sonnenaufgang und außer dem Rauschen des Windes, dem Trompeten der Kraniche und dem Geschnatter überfliegender Gänse ist nichts zu hören. Das Dorf scheint noch zu schlafen. Ich starte meine Wanderung am Wasser entlang nach Osten. Vor mir ragen die Überreste der ehemaligen Eisenbahnhubbrücke Karnin aus dem Wasser in den grauen Himmel. Das imposante Bauwerk wirkt fast etwas gespenstisch, wird allerdings von unzähligen Kormoranen bevölkert.
Auf dem ehemaligen Bahndamm mitten durch den Anklamer Stadtbruch
Dann führt der Wanderweg weg vom Wasser und mitten hinein in die malerische Landschaft des Anklamer Stadtbruchs. An einer Wegkreuzung entdecke ich Infoschilder zum Naturschutzgebiet bevor es auf dem ehemaligen Bahndamm gefühlt endlos geradeaus mitten hinein geht. Auf der linken Seite dümpeln auf dem Wasser große Trupps von Pfeifenten, Grau- und Blässgänsen. Hinter der Wasserfläche entdecke ich einige Gebäude, vermutlich ein Bauernhof. Dann raschelt es vor mir im Gebüsch und ich entdecke zwei Rehe, die vor mir gemächlich über den Weg spazieren. Dank des Windes scheinen sie mich noch nicht gehört zu haben. Langsam kämpft sich die Sonne durch die Wolken und taucht die Landschaft in ein magisches Licht.
Kraniche im Anklamer Stadtbruch
Schon die ganze Zeit begleitet mich das Trompeten der Kraniche, die ich in kleineren und größeren Gruppen über mich hinwegfliegen sehe. Auf der rechten Seite des Wanderwegs, größtenteils durch Büsche geschützt, entdecke ich schließlich viele der großen grauen Vögel im Wasser stehend. Offensichtlich haben sie diesen Ort letzte Nach für ihren Schlafplatz auserkoren. Was für ein großartiger Anblick!
Auch auf der linken Seite des Wanderwegs ist ordentlich Action. Auf dem Wasser sind Tafelenten unterwegs. Und die kahlen abgestorbenen Bäume sind sehr beliebt bei den Kormoranen, die hier ganzjährig eine Schlafkolonie haben. Unzählige der hübschen dunklen Vögel haben es sich auf den Ästen gemütlich gemacht, einige haben typisch Kormi ihre Flügel zum Trocknen weit aufgefächert. In der Nähe entdecke ich eine Bank, perfekt für eine kleine Frühstückspause.
Wandern am Rosenhäger Beck
Kurz darauf gelange ich zu einer Kreuzung. Ich biege rechts ab und folge dem kleinen Fluss Rosenhäger Beck, der sich hier malerisch in vielen Kurven durch die Landschaft schlängelt. Aus dem Schilfgürtel sehe ich zu meiner Freude einige der lustigen kleinen Bartmeisen auffliegen. Auch auf der Wasserfläche zur rechten Seite sind wieder einige Vögel aktiv, darunter Grau- und Silberreiher. Schließlich endet der idyllische Weg an einer Straße, die mich zurück nach Kamp führt. Was für eine schöne Wandertour durch den Anklamer Stadtbruch! Ich bin absolut begeistert, und dass obwohl sich die Sonne zum Sonnenaufgang leider versteckt hat.
Infos zum Naturschutzgebiet Anklamer Stadtbruch
Der Anklamer Stadtbruch gehört zu den letzten großen Wildnisgebieten in Deutschland. Die Moorlandschaft liegt am Stettiner Haff südlich der Insel Usedom. Nachdem der Stadtbruch im 20. Jahrhundert eingedeicht, trockengelegt und von der Forstwirtschaft genutzt wurde, ist er seit einer Überschwemmung durch die große Sturmflut 1995 weitestgehend sich selbst überlassen. 2018 erwarb der NABU einen Teil des Gebiets und engagiert sich für mehr Wildnis in Deutschlands größtem Moorwald. Heute leben mehr als 100 Brutvogelarten im Anklamer Stadtbruch, darunter auch Seeadler, die hier mit bis zu 18 Horstpaaren die höchste Brutdichte in Europa haben.
Tipp zum Übernachten
Wer direkt am Naturschutzgebiet übernachten möchte, versucht am besten in Bugewitz und Umgebung etwas zu bekommen. Ich habe in einer sehr gemütlichen Ferienwohnung in dem kleinen Dorf Bargischow zwischen Anklam und dem Anklamer Stadtbruch übernachtet. Auf den Feldern vorm Ortseingang kann man tagsüber super Kraniche bei der Nahrungssuche beobachten.
Fazit Anklamer Stadtbruch
Das der Anklamer Stadtbruch zu den letzten großen Wildnisgebieten in Deutschland gehören soll kann ich absolut bestätigen. Besonders beim Wandern hat man dieses Paradies größtenteils für sich. Auf meiner Wanderung ab Kamp war ich abgesehen von den Tieren komplett allein unterwegs. Und auch auf der Wandertour ab Bugewitz habe ich nur zwei Radfahrer und gegen Ende eine kleine Wandergruppe getroffen. Am Aussichtsturm ist dagegen schon mal etwas mehr los. Für Natur- und Vogelfreunde lohnt sich ein Besuch des Anklamer Stadtbruchs auf jeden Fall und lässt sich auch gut mit einer längeren Reise nach Usedom oder zum Müritz Nationalpark kombinieren.
Tipps für weitere schöne Reiseziele für Naturfreunde
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Redakteurin, Autorin und Mitgründerin des Reiseblogs Travelinspired. Immer zu begeistern, wenn es irgendwo Tiere in freier Wildbahn zu sehen gibt. Besonders liebt sie das Gefühl von Freiheit auf Roadtrips, atemberaubende Landschaften zu entdecken und beim Wandern in die Natur einzutauchen.
Was für ein Paradies! Wunderschöne Fotos, danke 🙂
Gerne! Wir waren auch total begeistert vom Anklamer Stadtbruch.