Heute steht für uns ein ganz besonderes Abenteuer auf dem Programm: es geht mitten rein ins Weltnaturerbe Wattenmeer. Wir sind zu Gast auf der idyllischen Hallig Hooge, einem abgeschiedenen Kosmos mitten im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Unsere erste Wattwanderung ist gleich eine ganz besondere Tour. Von Hallig Hooge geht es durch das Watt hinüber zur Nordseeinsel Pellworm. Diese Wattwanderung ist nichts für Anfänger. Denn unterwegs geht es über Muschelbänke, durch tiefen Schlick und einige Priele. Aber genau das macht die Tour von Hooge nach Pellworm so abwechslungsreich. Dazu kommt der Nervenkitzel. Denn die nächste Flut lauert schon und die ca. 8,5 Kilometer lange Strecke durchs Watt ist nicht grade kurz.
Hier ist der Erfahrungsbericht zu unserer traumhaft schönen Wattwanderung von Hallig Hooge nach Pellworm durch den Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer:
Inhaltsverzeichnis
- 1 Startpunkt der Wattwanderung auf Hallig Hooge
- 2 Mitten rein ins Weltnaturerbe Wattenmeer
- 3 Unterwegs im Watt
- 4 Die Heimat des Wattwurms
- 5 Das Wattenmeer im Wandel
- 6 Rummelloch – der tiefste Priel zwischen Hallig Hooge und Pellworm
- 7 Wandern auf dem Deich von Pellworm
- 8 Per Schiff zurück nach Hallig Hooge
- 9 Infos Wattwanderung von Hooge nach Pellworm
Startpunkt der Wattwanderung auf Hallig Hooge
Aber jetzt mal der Reihe nach: Bei herrlichem Sommerwetter machen wir uns auf den Weg zum Treffpunkt für unsere Wattwanderung. Landsende, der alte Anleger von Hallig Hooge, liegt östlich der Ockenswarft. Von hier schauen wir direkt hinüber nach Pellworm. Die Nordseeinsel sieht zum Greifen nahe aus. Deutlich erkennen wir die Windmühle und den alten Leuchtturm auf Pellworm. Das Meer hat das Watt schon freigegeben. Ein kurzer Spaziergang über den Meeresboden und schwupps ist man drüben, denke ich. Aber da habe ich die Rechnung ohne die tiefen Priele gemacht. Diese Flüsse auf dem Meeresboden führen auch bei Ebbe noch Wasser. Einige ermöglichen so selbst während des Niedrigwassers den Schiffsverkehr und sind damit ein wichtiger Transportweg für die Bewohner und Urlauber der Nordseeinseln. Für Wattwanderer können die Priele dagegen je nach Tiefe und Strömung zu unüberwindlichen Hindernissen werden.
Mitten rein ins Weltnaturerbe Wattenmeer
Zum Glück haben wir Wattführer Michael Klisch dabei. Der Leiter der Schutzstation Wattenmeer auf Hallig Hooge kennt sich bestens aus im Wattenmeer. Er erklärt uns, dass wir in einem großen Bogen von Hallig Hooge nach Pellworm laufen werden. Unsere Route ist darauf ausgerichtet, den tiefsten Priel, das Rummelloch, möglichst an seiner flachsten Stelle zu durchqueren. Und selbst dort läuft man oft immer noch knietief durchs Wasser, werden wir vorgewarnt.
Schnell noch in die Strandschuhe geschlüpft und los geht’s. Motiviert starten wir ins Abenteuer Wattwanderung. Schon die ersten Schritte geben uns einen Vorgeschmack, was heute auf uns zu kommt. Mit einem schmatzenden Geräusch versinken wir bis zum Fußknöchel im Watt. Die Waden mit Schlick bespritzt kämpfen wir uns vorwärts. Ganz schön anstrengend, wenn man bei jedem Schritt mit dem Watt verhandeln muss, dass es den eigenen Fuß wieder freigibt. Puh, da können 8 Kilometer lang werden. Zum Glück sind nur kurze Abschnitte unserer Strecke so schlickig.
Unterwegs im Watt
Unsere Wattwandergruppe hinterlässt eine lustige Spur im Watt. Noch dazu spiegeln sich der Himmel und die kleinen Wölkchen im feuchten Meeresboden. Ein geniales Fotomotiv. Malerisch liegt Hallig Hooge im Hintergrund. Viel Zeit fürs Fotografieren bleibt auf unserer Wattwanderung allerdings nicht. Denn wegen des engen Zeitfensters für die Wattdurchquerung schlägt Wattführer Michael Klisch ein flottes Tempo an. Kurz mal umgedreht und abgedrückt und schon ist die Gruppe ein ganzes Stück voraus. Dann heißt es Füße in den Schlick und schnell hinterhereilen.
Trotzdem kann ich mir an diesem Vormittag nichts Schöneres vorstellen, als hier draußen im Watt zu sein. Das flache Wasser ist von der Sonne aufgewärmt, Temperaturen fast schon wie in der Karibik. Beschwingt wandern wir durch diese Märchenlandschaft. Der Untergrund ändert sich alle paar Meter. Auf Schlick folgt Muschelboden, dann wieder laufen wir über festen Untergrund oder planschen vergnügt durchs flache Wasser.
Die Heimat des Wattwurms
Unterwegs gibt es jede Menge zu entdecken, denn das Wattenmeer steckt voller Leben. Wattwürmer, Einsiedlerkrebse, Muscheln, kleine Quallen. Und natürlich die Seevögel, die sich am reich gedeckten Tisch des Wattenmeeres satt futtern. Was für eine faszinierende Welt! Jeden Tag aufs Neue gibt die Nordsee das Watt zweimal frei, nur um es genauso oft wieder zu verschlucken. Die Gezeiten bestimmen hier den Rhythmus des Lebens.
Das Wattenmeer im Wandel
Unterwegs halten wir immer wieder kurz an, bekommen das Watt erklärt oder werden auf Besonderheiten aufmerksam macht. Heute hat das Watt beispielsweise eine alte Tonscherbe freigegeben. Sie stammt vermutlich von den Menschen, die früher hier gelebt haben. Denn wir laufen praktisch über ehemals festes Land, das die Nordsee sich im Laufe der Zeit einverleibt und zum Wattenmeer umfunktioniert hat. Schon spannend wie sich die Landschaft an und vor der nordfriesischen Küste im Laufe der Jahrhunderte gewandelt hat. Früher gab es hier beispielsweise die nordfriesische Insel Strand, aus deren Überbleibseln sich nach einer großen Sturmflut Pellworm und Nordstrand bildeten.
Heute ist von Sturmflut und rauen Naturgewalten zum Glück nichts zu spüren. Die Wetterbedingungen für unsere Wattwanderung von Hallig Hooge nach Pellworm sind perfekt. Bei einer leichten, erfrischenden Brise wandern wir im weiten Bogen durchs Watt. Am Horizont tauchen immer wieder ein paar Schiffe auf. Fast wie gestrandet sehen sie im flachen, schimmernden Watt aus. Auch weitere Halligen wie Langeneß und Gröde sind in der Ferne auszumachen. Nur Seehunde lassen sich nicht blicken. Hmmm, da müssen wir wohl mal wieder einen Abstecher nach Helgoland zur Düne machen.
Rummelloch – der tiefste Priel zwischen Hallig Hooge und Pellworm
Und dann geht es hindurch, durch das berüchtigte Rummelloch. Junge Birkenstämme markieren hier das Fahrwasser. Pricke oder Prigge nennt man diese Markierungen im Wattenmeer. Fast knietief waten wir hier durch die Nordsee. Anschließen genauso tief durch den Schlick. Gar nicht so einfach, dabei das Gleichgewicht zu halten. Aber zum Glück bleibt keiner von uns im Watt stecken und wir haben einfach nur wahnsinnig viel Spaß bei der Durchquerung.
Die größte Klippe unserer Wattwanderung haben wir mit dem Rummelloch gemeistert. Weiter geht es auf entspannterem Untergrund auf das immer dichter rückende Pellworm zu. Nach gut 2,5 Stunden im Watt haben wir unser Ziel schließlich erreicht.
Am Deich von Pellworm begrüßen uns die Schafe. Die sich offensichtlich gar nicht über die Horde schlammbespritzter Menschen, die da aus dem Watt auftauchen, zu wundern scheinen.
Wandern auf dem Deich von Pellworm
Nach einer kleinen Pause tauschen wir Strandschuhe gegen Sneaker und machen uns auf den Weg Richtung Anleger. Ein kleines Schiff soll uns später zurück nach Hooge bringen. Erstmal geht es aber ein paar Kilometer auf dem Deich von Pellworm entlang, an der schönen Windmühle und hunderten von Deichschafen vorbei. Dabei genießen wir die Aussicht übers Wattenmeer bis rüber nach Hallig Hooge. Auf der anderen Seite vom Deich schweift der Blick über die Felder und Wiesen von Pellworm. Herrlich! Nur schade, dass wir keine Zeit haben, die Schafe ausgiebig zu beobachten.
Per Schiff zurück nach Hallig Hooge
Am Anleger angekommen, sind wir erstaunt, wie hoch das Wasser inzwischen schon wieder steht. Kaum zu glauben, dass wir auf unserer Wattwanderung hier eben noch langgelaufen sind. Auf der Überfahrt passieren wir auch wieder den mit Birken markierten Priel Rummelloch. Weit und breit kein Wattboden mehr in Sicht. Faszinierend wie schnell sich die Landschaft im Wattenmeer ändert!
Infos Wattwanderung von Hooge nach Pellworm
Hast du Lust bekommen auf diese besondere Wattwanderung? Die Termine für die geführten Wanderungen erfährst du auf der Website von Hallig Hooge oder im Hooger Buddelbreef (Veranstaltungskalender der Hallig). Die Wattwanderung wird von der Schutzstation Wattenmeer auf Hallig Hooge organisiert und kostet inkl. Rückfahrt mit dem Schiff von Pellworm nach Hallig Hooge 22 Euro pro Person. Du solltest wegen des tiefen Schlicks und der Länge der Tour (ca. 8,5 Kilometer) eine gute Kondition haben. Zwischendrin umdrehen oder Pause machen ist nicht drin. Gut 2,5 Stunden bist du im Watt unterwegs. Anschließen geht es noch einmal eine knappe Stunde zu Fuß auf dem Pellwormer Deich entlang zum Anleger. Wegen der vielen Muscheln empfehlen wir dir Strandschuhe oder Wattsocken (Beachies) auf dieser Wattwanderung anzuziehen. Sonnenschutz und wetterfeste Kleidung (je nach Wetter) natürlich auch nicht vergessen.
So, dann mal ab ins Watt! Wir haben jedenfalls auf der Tour von Hallig Hooge nach Pellworm Feuer gefangen und fiebern schon der nächsten Wattwanderung entgegen! Vielleicht von Amrum nach Föhr, mal schauen. Oder von Cuxhaven nach Neuwerk. Hast du Tipps für uns? Dann her damit in den Kommentaren.
Offenlegung: Herzlichen Dank an die Gemeinde Hallig Hooge für die Einladung und Nordsee Tourismus für die Untersützung bei der Organisation! Unsere persönliche Meinung bleibt davon unbeeinflusst, schließlich geht es auf Travelinspired um authentische Reiseberichte.
Redakteurin, Autorin und Mitgründerin des Reiseblogs Travelinspired. Kathrin ist reiseverrückt, abenteuerlustig und absoluter Tierfan. Sie liebt es, in der Natur unterwegs zu sein und beim Wandern, Paddeln oder Radfahren nach Tieren Ausschau zu halten. Ihr Herz schlägt besonders für die polaren Regionen, aber auch Zuhause in Hamburg geht sie gern auf Entdeckungstour.
Hallo eine tolle Watt Wanderung von Neßmersiel zur Insel Baltrum, dort noch einige Zeit die Insel erkunden und mit dem Schiff irgendwann zurück, hatte ich 2017 gemacht bei Regen angefangen in der Sonne ☀ aufgehört. Natürlich nur mit einem erfahrenen Wattführer, einfach beeindruckend. Viel Spaß wenn es mal diese Tour wird. LG Ulrike
Liebe Ulrike,
vielen Dank für den super Tipp! Die Tour klingt toll und ist bestimmt genau nach unserem Geschmack! Wir werden uns mal schlau machen zu den Gezeiten und Terminen. Wer weiß, vielleicht schaffen wir die Tour ja noch diesen Sommer.
Schöne Grüße
Kathrin
Moin,
schöne Bilder! Scheint ja richtig Spaß gemacht zu haben. Meine erste und letzte Wattwanderung habe ich unternommen, als ich im Kindergarten war. Shame on me – als Nordlicht muss ich das bei diesen tollen Bildern definitiv noch einmal wiederholen!
Beste Grüße
Tobias
Moin Tobias,
ja, mach das unbedingt! Ich glaube ja, die Tour von Hooge nach Pellworm ist besonders cool, weil sie ziemlich abwechslungsreich ist. Aber mir fehlt natürlich der Vergleich. Werde auf jeden Fall bald wieder durchs Watt laufen!
Liebe Grüße
Kathrin