Jan Mayen – Vulkaninsel im eisigen Norden

Jan Mayen. Einsame Insel mitten im Nordatlantik. Das Wetter ist hier oft sehr stürmisch und wechselhaft. Wir sind auf unserer Expeditions-Seereise mit der Fram unterwegs nach Jan Mayen. Alle Daumen sind gedrückt, dass die Wetterbedingungen gut genug für eine Anlandung sind. Wie genial wäre es, diese abgelegene Insel zu betreten?

 Jan Mayen, Atlantik, Norwegen
Jan Mayen – faszinierende Insel im Nordatlantik

Wo liegt die Insel Jan Mayen?

Diese Frage wird uns oft gestellt, wenn wir begeistert von der Insel Jan Mayen erzählen. Also: Jan Mayen gehört zu Norwegen und liegt völlig isoliert im Nordatlantik, zwischen Grönland, Island, Norwegen und Spitzbergen. Auf Grund seiner Lage auf dem Nordatlantischen Rücken zwischen der amerikanischen und eurasischen Kontinentalplatte ist Jan Mayen Teil eines Mikrokontinents.

Auf der Insel befindet sich der einzige aktive Vulkan Norwegens. Es gibt schwarzen Lavastrand und zwei Süßwasserseen, die Nord- und die Südlagune. Die Südlagune ist allerdings nur etwa einen Meter tief und trocknet im Sommer oft aus. 99% der Fläche von Jan Mayen ist inzwischen Naturschutzgebiet. In der kleinen Forschungsstation leben 18 Menschen, alle entweder Forscher oder Militärangehörige. Wer auf Jan Mayen arbeiten bzw. leben möchte, muss Norweger sein.

Wie kommst du nach Jan Mayen?

Als Individualtourist stehen die Chancen schlecht. Wir haben das Glück auf unserer Expeditions-Seereise dort vorbei zu kommen. Denn Jan Mayen ist nur per Boot oder Flugzeug zu erreichen. Für einen Flug mit dem Hubschrauber ist die Entfernung zum Festland zu groß, das Benzin würde nicht für den Rückflug reichen. Der Jan Mayen Airport ist ein winziger Militärflughafen. Die Landebahn ist noch nicht mal asphaltiert und besteht nur aus einer mit Flaggen abgesteckten Sandpiste. Im Frühling ist die Piste sogar zu weich zum Landen. Es gibt keinen Hafen oder Pier auf der Insel, so dass man mit kleinen Booten an Land gebracht werden muss. Je nach Wind- und Wetterbedingungen ist die Anlandung oft schwierig. Meistens ist dies dann nur entweder an der West- oder an der Ostseite möglich.

Flaggen markieren die Landebahn auf Jan Mayen
Flaggen markieren die Landebahn auf Jan Mayen

Wetter auf Jan Mayen

Die Winter sind relativ mild (zumindest für die Arktis) mit Durchschnittstemperaturen um -5 Grad. Die Sommer kühl mit Durchschnittstemperaturen um +5 Grad. An der Westseite von Jan Mayen beeinflusst die kalte Grönlandsee das Wetter, an der Ostseite der warme Golfstrom. Jan Mayen liegt an der Polarfront, d.h. kalte trockene Luft vom Nordpol trifft auf warme feuchte Luft aus dem Süden. Das Wetter wechselt sehr schnell. Es ist oft sehr windig mit einer starken Brandung, was einen Anlandung am Strand mit kleinen Booten schwierig macht. Einen Pier zum Anlegen gibt es auf der Insel nicht. Wir sind gespannt auf welcher Seite und ob überhaupt eine Anlung für uns möglich ist.

Insel Jan Mayen, Atlantik, Norwegen
Blick auf Jan Mayen

Der Vulkan Beerenberg

Schon aus einiger Entfernung entdecken wir vom Deck der Fram den schneebedeckten Vulkan Beerenberg. Er ist der einzige aktive Vulkan in Norwegen und mit einer Höhe von mehr als 2.000 Metern schon von Weitem gut zu sehen. Auf dem Beerenberg gibt es mehrere Gletscher, wovon einer sogar bis ins Meer hinuntergeht. Die Spitze des Beerenberg versteckt sich jedoch meistens hinter dichten Wolken. Es ist ein fast mystischer Anblick, wie der weiße Beerenberg aus dem blauen Meer herrausragt. Wunderschön!

Vulkan Beerenberg auf der Insel Jan Mayen, Atlantik, Norwegen
Vulkan Beerenberg

Anlandung im Osten der Insel?

Wir haben heute leider kein Glück mit dem Wetter, denn die Wellen an der Ostseite sind zu hoch. Daher können wir leider nur vom Schiff aus einen Blick auf die Forschungsstation erhaschen. Sie befindet sich in Olonkinbyen, der einzigen Siedlung auf Jan Mayen.

Forschungsstation auf der Insel Jan Mayen, Atlantik, Norwegen
Forschungsstation an der Ostseite von Jan Mayen

Nach Rücksprache mit dem Stationsleiter entscheidet sich das Expeditionsteam für einen Versuch auf der Westseite. Dazu müssen wir mit der Fram erst einmal um die Insel herum fahren. So haben wir jede Menge Zeit, die Insel vom Wasser aus zu beobachten. Besonders wenn sich die Sonne zeigt, leuchten die Felsen in verschiedenen rot-braun und grau Tönen.

Bunte Felswände auf der Insel Jan Mayen, Atlantik, Norwegen
Bunte Felswände
Insel Jan Mayen, Atlantik, Norwegen
Umrundung von Jan Mayen an der Südspitze

Belagert von Eissturmvögeln

Auf unserer Reise um Jan Mayen werden wir von tausenden Seevögeln umschwirrt. Es ist das erste Mal, dass ich Eissturmvögel aus der Nähe sehe. Und dann gleich so viele. Gar nicht so einfach ein gutes Foto von den schnellen Flugakrobaten zu erwischen.

Eissturmvogel, Jan Mayen, Atlantik, Norwegen
Eissturmvogel
Eissturmvogel, Jan Mayen, Atlantik, Norwegen
Eissturmvogel vor der Küste von Jan Mayen

Anlandung in der Kvalrossbukta

Schließlich erreichen wir den Anlandungsplatz in der Kvalrossbukta an der Westseite von Jan Mayen. Das Wetter ist leider ziemlich zugezogen, der blaue Himmel verschwunden. Aber dafür sind die Wellen hier klein genug, um mit den Tenderbooten der Fram an Land zu gehen. Wir können es kaum erwarten!

Kvalrossbukta, Jan Mayen
Kvalrossbukta

In der Bucht stehen ein paar kleine Gebäude. Puppebu heißt dieser Ort. Jede Menge Treibholz liegt am schwarzen Sandstrand. Und in den Wellen dümpeln hunderte von Eissturmvögeln. Begeistert begeben wir uns auf Entdeckungstour!

 Kleine Hütte auf Jan Mayen, Atlantik, Norwegen
Kleine Hütte auf Jan Mayen
Treibholz in der Kvalrossbukta, Jan Mayen
Treibholz in der Kvalrossbukta

Jan Mayen – Landschaft aus einer anderen Welt

Von der Kvalrossbukta führt eine Sandstraße zu der etwas 15 Kilometer entfernten Station. Da die Insel unter Naturschutz steht, dürfen wir nur auf diesem Weg und am Strand entlanglaufen. Also folgen wir der Sandstraße einige Kilometer. Und sind völlig fasziniert von der Landschaft. Wir kommen uns fast vor wie auf dem Mond.

"Mondlanschaft" auf Jan Mayen, Norwegen
„Mondlanschaft“ auf Jan Mayen

Vor uns liegt ein riesiger Strand mit dunklem Vulkansand. Dahinter das Meer und der schneebedeckte Beerenberg.

Vulkan Beerenberg auf der Insel Jan Mayen, Atlantik, Norwegen
Schwarzer Strand und Beerenberg

Auf der Sandstraße kommen wir an skurrilen Felsformationen vorbei. Und entdecken Eis, dass vom Sand begraben ist und nur an einigen Stellen hervorlugt. Schließlich erspähen wir nach dem nächsten Hügel das Meer auf der anderen Seite der Insel und können in der Ferne die Flaggen von der kleinen Landebahn erkennen.

Eis - unter Sand begraben, Jan Mayen
Eis – unter Sand begraben

Rechts leuchten ein paar kleine Flecken mit buntem Moos in der Landschaft aus rot-braunem Sand und grauen Felsen.

Buntes Moos auf Jan Mayen
Buntes Moos

Jan Mayen versinkt im Nebel

Als wir uns schließlich auf den Rückweg machen, ist es schon total nebelig. Von den Bergen, die wir auf dem Hinweg gesehen haben, ist kaum noch etwas zu erkennen. Und als wir unsere Bucht erreichen ist auch die Fram schon fast im Nebel versunken. Da haben wir ja echt Glück gehabt, dass wir ein paar Stunden fast klare Sicht hatten.

Faszinierende Landschaft auf auf Jan Mayen, Norwegen
Faszinierende Landschaft

Vogelarten auf Jan Mayen

Besonders präsent ist der Eissturmvogel, den du schon vom Schiff aus super beobachten kannst. Angeblich soll es über 100 Vogelarten auf Jan Mayen geben. Etwa 30 Arten brüten sogar auf der Insel. Unter anderem Dickschnabellummen, Eissturmvögel, Raubmöwen (Skua) und Papageientaucher.

Eissturmvögel, Jan Mayen, Atlantik, Norwegen
Dümplende Eissturmvögel

Vom Strand beobachten wir die Horden an Eissturmvögeln, die in der Brandung schaukeln. Auch einige Eiderenten baden in den Wellen. Am Strand laufen ein paar Knutts und Regenpfeifer entlang. Auch eine Eismöwe und einige Skuas bekommen wir zu Gesicht. Von einem Hügel oberhalb der Bucht können wir sogar ein paar Papageientaucher sehen. Allerdings sind sie sehr weit weg und nur durch ein Fernglas gut zu sehen.

Säugetiere gibt es leider keine mehr. Früher, als das gefrorene Packeis noch bis Jan Mayen reichte, gab es Eisbären und bis in die 70iger Jahre Polarfüchse. Diese sind inzwischen jedoch leider durch Überjagung ausgerottet.

Eiderenten, Jan Mayen
Eiderenten
Regenpfeifer und Knutt in der Kvalrossbukta auf Jan Mayen
Regenpfeifer und Knutts

Umweltverschmutzung durch Plastikmüll im Meer

Leider landet sehr viel Müll und insbesondere Plastik in den Weltmeeren. Das kann man auch an der Küste von Jan Mayen gut beobachten. An dem sonst sehr schönen naturbelassenen Strand finden wir immer wieder Plastikflaschen, Taue oder Tüten zwischen dem Treibholz. Gemeinsam mit ein paar anderen Expeditionsteilnehmern sammeln wir ein, was wir finden und verstauen es in weißen Säcken, die vom nächsten Versorgungsschiff mitgenommen werden. Auch die Mitglieder der Forschungsstation haben bereits jede Menge Müll gesammelt. Echt irre, wir sind hier tausende von Kilometern von der nächsten Stadt entfernt und trotzdem landet hier durch die Meeresströmung soviel Plastikmüll an den einsamen Stränden. Jedes Jahr sterben viele Seevögel an den Folgen. Das macht uns ziemlich traurig und nachdenklich.

Mehr zu diesem Thema findest du auf der Website des WWF.

Weiße Müllsäcke in der Kvalrossbukta, Jan Mayen
Weiße Müllsäcke in der Kvalrossbukta

Reiseplanung

Als Individualtourist ist es bisher leider unmöglich nach Jan Mayen zu kommen. Wir waren mit der MS Fram von Hurtigruten unterwegs und hatten auf dem Weg von Norwegen nach Grönland einen Stopp auf Jan Mayen.

Weitere Artikel zu unserer Arktis Expeditions-Seereise mit der Fram

  • Tromsø, das Tor zur Arktis und Start unserer Seereise
  • Wandern in Myre auf den Vesteralen
  • Vogelparadies Grímsey auf Island: dort kannst du die niedlichen Papageientaucher und viele andere Vogelarten aus der Nähe beobachten
  • Wandern durch die faszinierende Landschaft in Südgrönland – Anreise auch auf eigene Faust möglich

 

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4 Kommentare zu „Jan Mayen – Vulkaninsel im eisigen Norden“

  1. Ich hatte auch das Glück in Jan Mayen von Bord gehen zu können.
    Wir waren mit Hurtigruten und de Ms Spitzbergen auf dem weg nach Spitzbergen.

  2. Echt interessant, wie es auf der einen Seite so trostlos aussieht auf dieser Insel. Andererseits aber auch so vielfältig durch zB. die bunten Felswände und den Vulkan natürlich. Als Forscher könnte ich mir allerdings durchaus reizvollere Orte vorstellen zum arbeiten 🙂 Was ich aber krass und sehr traurig finde, dass auch hier der Plastikmüll scheinbar allgegenwärtig ist. Einfach nur traurig, dass Menschen es nicht schaffen, ihren Müll ordentlich zu entsorgen. Da besteht dringend Aufklärungsbedarf, was ich manchmal für eine fast unlösbare Aufgabe halte. Dabei sollte die Erhaltung unserer wunderschönen Erde doch oberste Priorität für jeden sein !

    1. Wir fanden die Insel auch super interessant!
      Das mit dem Plastik ist echt krass. Ich finde auch, dass Umwelt- und Tierschutz oberste Priorität haben sollten. Leider sehen das nicht alle Länder und Menschen so 🙁
      Liebe Grüße aus Botswana 🙂
      Kristin

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