Zügelpinguin – eleganter Frackträger

Ein Zügelpinguin sieht mit seinem schicken Kinnstreifen und dem schwarzen Frack richtig elegant aus. Ein echter Hingucker! Dabei sind Zügelpinguine hart im Nehmen und brüten unter anderem auf felsigen Bergspitzen auf der Antarktischen Halbinsel. Mühsam geht es nach jedem Fischfang wieder den Schnee bedeckten Hügel hinauf, nichts für Couch Potatoes. Wir hatten das große Vergnügen, die eleganten Zügelpinguine auf unserer Expeditions-Seereise nach Südgeorgien und zur Antarktischen Halbinsel in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten. Am Anfang der Brutsaison waren zwar noch keine Küken geschlüpft, dafür konnten wir die Pinguine beim Nest bauen, flirten, paaren und brüten zuschauen. Faszinierend und unvergesslich!

Zügelpinguin
Eleganter Zügelpinguin

Der Zügelpinguin verdankt seinen Namen dem schwarzen Streifen am Kopf. Er wird auch Kehlstreifenpinguin, Chinstrap Penguin, Bearded Penguin oder Stone Cracker genannt. Sein wissenschaftlicher Name lautet Pygoscelis Antarctica. Zusammen mit dem Eselspinguin und dem Adéliepinguin gehört der Zügelpinguin zur Gattung der Langschwanzpinguine.

Dem Kinnstreifen verdankt der Zügelpinguin seinen Namen
Dem Kinnstreifen verdankt der Zügelpinguin seinen Namen

Verbreitung: Wo lebt der Zügelpinguin?

Der Zügelpinguin lebt in der Antarktis und ist auf fast allen subantarktischen Inseln anzutreffen. Die größten Kolonien von Zügelpinguinen mit etwa 75 Prozent des Bestandes befinden sich auf den Inselgruppen South Shetland, South Orkneys und South Sandwich. Kleinere Kolonien gibt es auf Südgeorgien, auf den Falklandinseln, auf Marion Island und Macquarie Island, in Tasmanien und auf der Antarktischen Halbinsel, beispielsweise in Orne Harbour.

Zügelpinguin Kolonie, Half Moon Island
Zügelpinguin Kolonie
Zügelpinguin Half Moon Island
Zügelpinguin in der weiten Schneelandschaft von Half Moon Island, Südliche Shetlandinseln

Ist der Zügelpinguin gefährdet?

Der Zügelpinguin wird von der Weltnaturschutzunion IUCN als ungefährdet (least concerned) eingestuft. Er gehört zu einer der am meisten verbreiteten Pinguinarten mit einem geschätzten Bestand von 8 Millionen Pinguinen. Mitte des 20. Jahrhunderts ist der Bestand der Zügelpinguine deutlich gewachsen. Das liegt wahrscheinlich an dem Überangebot an Krill durch den Rückgang der Walbestände aufgrund von kommerziellem Walfang. Inzwischen ist der Bestand an vielen Orten auf der Antarktischen Halbinsel rückläufig, vermutlich aufgrund des Treibhauseffektes, der die Gewässer erwärmt und sich damit negativ auf den Krillbestand auswirkt. Daher wird erwartet, dass der Bestand der Zügelpinguine in den kommenden Jahrzehnten sinken wird.

Zügelpinguin auf dem Weg zurück zum Nistplatz
Zügelpinguin auf dem Weg zurück zum Nistplatz

Äußere Merkmale: Woran erkennt man den Zügelpinguin?

Der Zügelpinguin

  • ist zwischen 72 und 78 Zentimeter groß und gehört damit zu den mittelgroßen Pinguinen.
  • wiegt zwischen 3,9 und 5,4 Kilogramm.
  • ist an Rücken und den Flossenoberseiten tiefschwarz gefärbt. Der Bauch und die Flossenunterseiten sind weiß. Zwischen Flossenansatz und Hals hat der Zügelpinguin auf beiden Seiten eine schwarze Ausbuchtung im weißen Gefieder, die unterschiedlich stark ausgeprägt sein kann.
  • hat ein weißes Kinn. Oberhalb der Augen ist der Kopf schwarz. Ein schwarzer Streifen verläuft im weißen Gefieder vom Hinterkopf unterhalb der Augen entlang bis zum Kinn, wo er den Streifen von der anderen Seite trifft. Dieser Kehlstreifen ist charakteristisch für den Zügelpinguin.
  • hat einen schwarzen Schnabel, rosa Füße und olivgrüne bis braune Augen.
  • hat als Küken ein dickes graues Daunengefieder. Nach dem ersten Gefiederwechsel nach etwa 22 Tagen sind schon das weiße Gefieder am Bauch und ein grauer Kehlstreifen erkennbar. Halbwüchsige Zügelpinguine ähneln den Erwachsenen bis auf das nachgedunkelte Kinn, das den Kehlstreifen fast überdeckt. Sie mausern nach 14 Monaten in ihr endgültiges Erwachsenengefieder.
  • wird als erwachsener Pinguin nicht mit anderen Pinguinarten verwechselt. Nur als Jungvogel sieht er dem Adéliepinguin ein bisschen ähnlich, hat jedoch weiße Flecken oberhalb der Augen und dunkle Gefiederpartien unterhalb des Kinns.
Zügelpinguin Aussehen
Braune Augen und schwarzer Kinnstreifen sind typisch für den Zügelpinguin

Wie pflanzt sich der Zügelpinguin fort?

Der Zügelpinguin

  • brütet wie alle Pinguine in Kolonien. Als Nistplatz bevorzugt er eisfreie, felsige Küstenabschnitte. Brütet häufig zusammen mit Eselspinguinen und Adéliepinguinen in großen Kolonien und wählt dort eher die steileren Küstenabschnitte. Zügelpinguine kehren erst relativ spät, etwa drei bis vier Wochen nach den Adéliepinguinen, zu ihren Kolonien zurück.
  • ist monogam und kehrt, wenn möglich, jedes Jahr zum gleichen Nistplatz und Partner zurück.
  • baut sein kreisförmiges Nest aus kleinen Steinen. Es ist fünf bis zehn Zentimeter hoch und hat einen Durchmesser von 30 bis 50 Zentimetern.
Zügelpinguine Nistverhalten
Zügelpinguine nisten gern an steilen Felsen
Zügelpinguin, Orne Harbour, Antarktis
Eifrig Steine sammeln fürs Nest
  • beginnt die Brutzeit im November, im antarktischen Frühjahr. Die Männchen kehren zuerst zur Kolonie zurück. Mit weit ausgebreiteten Flossen verteidigen sie ihren Nistplatz und rufen nach ihrer Partnerin. Das Weibchen legt zwei Wochen nach der Paarung im Abstand von drei Tagen zwei Eier. Anschließend geht sie auf Nahrungssuche, während das Männchen den ersten Brutzyklus übernimmt. Falls ein Ei verloren geht, kann das Weibchen innerhalb der ersten fünf Tage nach der Eiablage noch ein drittes Ei legen. Die Partner wechseln sich während der 36-tägigen Brutzeit alle 5 bis 10 Tage ab. Danach lösen sich die Eltern jeden Tag ab, um regelmäßig Nahrung für die Küken bereitstellen zu können. Die Küken bleiben 20 bis 30 Tage im Nest, bevor sie Kindergärten bilden, die von wenigen Erwachsenen bewacht werden, während der Rest Fischen geht.
  • mausert schon im Alter von 2 Monaten in ein wasserdichtes Gefieder. Dann kann der junge Zügelpinguin selbst auf Nahrungssuche gehen und die Kolonie verlassen. Auch die Erwachsenen verlassen nach der Mauser und der Jungvogelaufzucht Mitte März die Kolonie und kehren erst im November zur nächsten Brutsaison zurück. Bei Zügelpinguinen dauert die Mauser nur 13 Tage.
Zügelpinguine Paarung
Paarung

Verhalten: Wie sieht ein typischer Tag im Leben eines Zügelpinguins aus?

Der Zügelpinguin

  • frisst hauptsächlich Krill, der in Meerestiefen von 10 bis 200 Metern anzutreffen ist, sowie kleine Fische.
  • jagt durchschnittlich in einer Tiefe von 10 bis 40 Metern, kann aber auch bis zu 100 Meter tief tauchen.
  • taucht in der Regel 18 bis 19 Sekunden lang, schafft es aber auch bis zu 85 Sekunden unter Wasser zu bleiben.
  • ist sehr streitlustig und greift auch deutlich größere Tiere an.
  • verwendet während des Balzrituals laute, schrille und abgehakte Rufäußerungen. Bei Auseinandersetzungen sind zischende Laute zu hören. Zügelpinguine, die ihre Küken füttern, benutzen leise, fast summende Laute, bei denen der Schnabel geschlossen ist.
  • kann im Meer als Beute von Seeleoparden enden, die ihm unter Packeiskanten auflauern.
  • muss an Land auf seine Eier und Küken achten, damit diese nicht von Raubvögeln wie dem Weißgesicht-Scheidenschnabel gestohlen werden.
Weißgesicht-Scheidenschnabel, Zügelpinguin Kolonie Shetlandinseln
Der Weißgesicht-Scheidenschnabel wird wachsam beäugt

Wo kann man Zügelpinguine in freier Wildbahn sehen?

Wer einen Zügelpinguin in seinem natürlichen Umfeld erleben möchte, unternimmt am besten eine Expeditionskreuzfahrt zu den Subantarktischen Inseln oder zur Antarktischen Halbinsel. Wir haben Zügelpinguine auf unserer Expedition auf Südgeorgien, auf Half Moon Island (Südliche Shetlandinseln) und in Orne Harbour auf der Antarktischen Halbinsel beobachten dürfen. Ein unvergessliches Erlebnis!

Gefiederpflege Zügelpinguin, Infos & Fotos
Gefiederpflege

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