Wüstenfeeling pur: Im Truck Camper durch den Westen der USA

Von L.A. nach Alaska mit einem Truck Camper. Unsere Freunde, denen wir von unserem Plan erzählen, rollen mit den Augen. Schwachsinnige Idee! Wisst ihr überhaupt wie viele Kilometer das sind? Ja, wissen wir. Auf direkter Strecke etwa 6.000. Und ja, wir wollen auch wieder zurück fahren. In 45 Tagen! Denn wir lieben Roadtrips, wollen die Herausforderung annehmen und herausfinden, ob wir es tatsächlich schaffen werden.

Außerdem träumen wir schon lange von einem Trip nach Alaska: Endlos weite Landschaft, Gletscher, der Denali Nationalpark und Grizzlys beim Lachscatchen. Leider sind dort Wohnmobile in der kurzen Hauptsaison wahnsinnig teuer. So sind wir überhaupt erst auf die Idee für unseren Roadtrip gekommen. In L.A. kostet ein Camper nur etwa ein Drittel des Mietpreises. Immer noch teuer, aber bezahlbar. Außerdem ist dort noch einer der neuen Truck Camper verfügbar. So einen wollten wir schon immer mal ausprobieren. Camper gebucht und ab in den Flieger. Von Hamburg geht es über New York nach L.A.: Knapp 7 Wochen Freiheit, beeindruckende Landschaft und faszinierende Tierbegegnungen liegen vor uns!

Truck Camper, USA
Unser Zuhause auf 4 Rädern

Tag 1: Im Truck Camper von L.A. nach Las Vegas

Nach einem Sightseeing Tag in L.A. mit Besichtigung des berühmten Santa Monica Piers samt Strand, dem Hollywood Boulevard mit seinem Walk of Fame und Downtown mit seinen Skyscrapern freuen wir uns auf unser Camping Abenteuer. Wir checken aus unserem gemütliches Hotel in Long Beach aus und machen uns auf den Weg zu Cruise America. Nachdem wir unseren süßen kleinen Truck Camper übernommen und uns bei Walmart mit Vorräten eingedeckt haben, starten wir Richtung Nordosten.

Geisterstadt Calico

Erster Stopp ist die Geisterstadt Calico, eine rekonstruierte Silberminenstadt aus dem 19. Jahrhundert. Bei über 45 Grad laufen wir durch die kleine Stadt, genießen das Westernflair und versetzen uns in vergangene Zeiten zurück. Der heiße Wüstenwind, der uns um die Nase fegt, lässt die Kulisse noch realer erscheinen. Anders als in Bodie gibt es hier neben den alten Gebäuden auch ein paar Touri-Shops. Wofür wir ausnahmsweise dankbar sind, da wir uns so eine eisgekühlte Limo kaufen können. Wir haben das Gefühl, bei der Hitze fast am Asphalt kleben zu bleiben. Aber die geniale Aussicht auf die umliegende Wüstenlandschaft von der Anhöhe, auf der Calico liegt, entschädigt uns für die Strapazen.

Calico, Kalifornien
Geisterstadt Calico, Kalifornien
Calico, Kalifornien
Westernidylle in Calico

Weiter geht es zum Mojave National Preserve, wo wir eine kleine Wanderung zwischen Joshua Trees machen und einen kleinen Hasen treffen.

Mojave National Preserve, Kalifornien, USA
Joshua Trees im Mojave National Preserve

Zum Übernachten suchen wir uns bei den extremen Temperaturen aber lieber einen Campingplatz mit Strom in Las Vegas.

Tag 2: Von Las Vegas über das Valley of Fire zum Zion Nationalpark

Durch eine beeindruckende Bergkulisse fahren wir auf der Interstate 15 Richtung Valley of Fire.

Interstate 15, Nevada
Landschaft an der Interstate 15, Nevada

Das Valley of Fire ist nicht so bekannt wie die großen Nationalparks. Aber absolut sehenswert! Wir waren total geflasht von den außergewöhnlichen bunten Felsformationen (könnt ihr in unserem Valley of Fire Artikel sehen und lesen). Ein besonderes Highlight war die Wanderung zur Fire Wave.

Valley of Fire, Nevada, USA
Valley of Fire – Wanderung zur Fire Wave

Zurück auf der Interstate 15 verlassen wir Nevada, fahren ein kurzes Stück durch Arizona und landen schließlich in Utah. Aufgrund des genialen Wetters beschließen wir in Springdale, dem Eingangstor zum Zion Nationalpark, zu übernachten. Noch am Abend machen wir die erste kleine Tour in den Nationalpark. Morgen werden wir durch den Zion Canyon wandern!

Tag 3: Vom Zion Nationalpark zum Grand Canyon

Wandern im Zion Nationalpark

Bei Sonnenaufgang machen wir uns motiviert auf den Weg zum Visitor Center, um dort den ersten Shuttle Bus in den Zion Nationalpark zu erwischen. Die Parkstraße führt idyllisch am Virgin River entlang durch das Tal. Zu beiden Seiten schimmern die beeindruckenden Felsformationen in verschiedenen Rot- und Brauntönen vor strahlend blauem Himmel. Großartig! Am Ende der Parkstraße gehen wir zu Fuß auf dem Riverside Walk weiter in die immer enger werdende Schlucht hinein. Da so früh nur wenig Touristen unterwegs sind, ist es noch schön ruhig. Wir haben den Wanderweg für uns und entdecken sogar ein Reh mit Kitz auf einer kleinen Wiese. Knuffig!

Zion Nationalpark, Utah, USA
Virgin River im Zion Nationalpark
Zion Nationalpark, Utah, USA
Rehkitz

Später geht es durch den Zion-Mt. Carmel Tunnel weiter Richtung Grand Canyon. Die Fahrt durch den Tunnel im Zion Nationalpark ist ein Erlebnis für sich. Ist man breiter oder höher als ein normales Fahrzeug, muss man sich von Rangern gegen eine Gebühr von 15 USD durch den Tunnel eskortieren lassen. Wir gehören mit unserem Truck Camper auch dazu. Da im Sommer jedes zweite Fahrzeug ein Wohnmobil ist, nimmt gleich der ganze Straßenverkehr am Einbahnstraßensystem teil.

Atemberaubender Grand Canyon

Am Ende der 90 Meilen langen Stichstraße zum Grand Canyon North Rim erwartet uns ein atemberaubender Panoramablick auf die Schlucht und die bunt schimmernden Felsen. Besonders genial ist hier der schmale Pfad zum Bright Angel Point. Völlig geflasht können wir uns kaum von dem tollen Anblick über den Grand Canyon losreißen. Aber es warten noch viele weitere Highlights und spektakuläre Viewpoints auf dem Scenic Drive über Point Imperial und Roosevelt Point zum Cape Royal. Auf keinen Fall verpassen!

North Rim, Grand Canyon Nationalpark, Arizona
Spektakulärer Blick vom North Rim im Grand Canyon Nationalpark

Übernachtet haben wir hier übrigens im National Forrest, gleich außerhalb des Nationalparks. Dort darf man wild campen. Total praktisch.

Tag 4: Vom Grand Canyon nach Page

Heute stehen zwei Highlights auf dem Programm, die neben dem Valley of Fire sowie dem Yellowstone und Glacier Nationalpark ein Grund dafür sind, warum wir uns gleich für die Idee begeistern konnten, auf dem Weg nach Alaska noch einmal durch den Westen der USA zu fahren: der Horseshoe Bend, eine hufeisenförmige Kurve des Colorado Rivers, und der Antelope Canyon!

Scenic Landschaft auf der 89A

Morgens starten wir wieder früh. Es gibt so viel zu sehen und das Wetter ist einfach zu gut, um das Tageslicht mit Schlafen zu verschwenden. Weiter geht es mit unserem Truck Camper auf der 89A durch abwechslungsreiche und super schöne Landschaft. Unser Roadtrip Motto „Der Weg ist das Ziel“ ist hier so was von zutreffend! Auf Grund der vielen scenic Fotostopps kommen wir kaum vorwärts. Besonders schön finden wir die bunten Felsformationen bei Marble Canyon, die grüne Oase Lee’s Ferry und die Überquerung des grün-blau schimmernden Colorado Rivers (mehr Fotos findest du in unserem Arizona-Beitrag).

Marble Canyon, Arizona, USA
Steinpilz bei Marble Canyon an der #89A

Schließlich erreichen wir mit unserem Truck Camper den Parkplatz am Horseshoe Bend an der 89 in der Nähe von Page. Nach einer kleinen Wanderung durch die glühende Wüstensonne werden wir mit einer spektakulären Aussicht belohnt: Vor strahlend blauem Himmel schlängelt sich der grüne Colorado Rivers scenic um die orange-roten Felsen. Fantastisch!

Horseshoe Bend, Arizona
Der scenic Horseshoe Bend des Colorado Rivers

Farb- und Formwunder Antelope Canyon

Als nächstes machen wir uns auf den Weg zum Antelope Canyon. Er ist ein sogenannter „Slot Canyon“, eine unter eintöniger Wüstenlandschaft verborgene Schlucht. Wir besichtigen den Lower Antelope Canyon und sind völlig fasziniert von den vielen verschiedenen Felsformationen, die je nach Sonneneinstrahlung in unterschiedlichen Braun und Rottönen schimmern. Nach jeder Kurve gibt es etwas Neues zu entdecken. Einfach nur genial!

Antelope Canyon, Arizona
Faszinierende Formen im Lower Antelope Canyon

Tourinfos findest du auf navajotours.com.

Panoramaaussicht auf den Lake Powell

Nachdem wir mit unserem Truck Camper auf einem Campingplatz in Page eingecheckt haben, machen wir noch einen kleinen Ausflug zum Lake Powell und dem Glen Canyon Dam. Auch die Hausboot-Marina im Wahweap-Bereich wird unter die Lupe genommen. Schließlich genießen wir den Sonnenuntergang vom Wahweap Overlook, von dem man einen schönen 360 Grad Panoramablick auf die Marina und den Lake Powell hat.

Wahweap Overlook , Lake Powell, Arizona
Panoramablick vom Wahweap Overlook

Tag 5: Anasazi Klippendorf, Monument Valley und Natural Bridges

Den ersten Stopp legen wir beim Navajo National Monument ein. Dort stehen mehrere gut erhaltene Klippendörfer der Anasazi-Kultur. Vom Visitor Center führt ein kurzer Wanderweg zum Aussichtspunkt für das Klippendorf Betatakin. Genial, wir finden die alten Felswohnungen einfach zu cool. Das Dorf liegt schattig unter einem großen Felsvorsprung. Ich kann mir bei der krassen Hitze gut vorstellen, warum die Anasazi diese Lage gewählt haben. Die Anasazi  waren sowieso ein cleveres Volk und haben sich angeblich sogar wilde Truthähne domestiziert.

Betatakin, Navajo National Monument, Arizona
Das Anasazi Klippendorf Betatakin

Weiter geht es in unserem Truck Camper vom Navajo National Monument auf der 163 durch die beeindruckende Landschaft des Monument Valleys. Unterwegs begegnen wir einer großen Gruppe Indianer, die auf ihren gescheckten Pferden über die Prärie galoppieren. Da kommt erst recht Wildwest-Flair auf!

Monument Valley, Arizona
Monument Valley

Goosenecks – die grandiosen Flussschleifen des San Juan Rivers

Hinter Mexican Hat – das seinen Namen einem wie ein mexikanischer Sombrero aussehenden Sandstein verdankt – machen wir einen Abstecher zum Goosenecks State Park. Vom Aussichtspunkt am Ende der Straße hat man einen tollen Blick auf die tief in die schwarz-grauen Felsen eingeschnittenen Mäander des San Juan Rivers. Es sieht ein bisschen so aus wie der schlammige Bruder des Horseshoe Bends. Allerdings kann man hier sogar mehrere Flussschleifen nacheinander sehen!

Goosenecks State Park, Utah
Goosenecks State Park

Abenteuerstraße Moki Dugway

Da die Landschaft hier so schön ist und es außerdem die kürzeste Verbindung zu den Natural Bridges ist, beschließen wir, es mit der 261 zu versuchen. Trotz den Warnschilder für Wohnmobile. Aber ein Truck Camper ist ja schließlich kein Wohnmobil.

Die Straße führt nämlich einige Meilen über den Moki Dugway: Einen steilen, nicht asphaltierten Serpentinenabschnitt ohne Leitplanken. Dafür mit jeder Menge Haarnadelkurven. Zum Glück läßt sich die Straße langsam und vorsichtig ohne Probleme meistern. Oben angekommen werden wir mit einer grandiosen Aussicht auf das Valley of the Gods – das teilweise als Filmkulisse für Forrest Gump diente – belohnt!

Moki Dugway, Utah, USA
Aussicht vom Moki Dugway

Weiter geht es auf der Hochebene der Cedar Mesa bis zum Bicentennial Highway #95, wo wir nach Westen zum Natural Bridges National Monument abbiegen.

Gigantische Felsenbrücken: Natural Bridges National Monument

Ähnlich wie das Valley of Fire wird das Natural Bridges National Monument von vielen Touristen aus Zeitmangel zugunsten der großen Nationalparks ausgelassen. Wie auch von uns auf der letzten Reise. Dabei ist es absolut sehenswert! Höhepunkt und Namensgeber des Monuments sind drei riesige natürliche Felsbrücken über dem White & Armstrong River Canyon. Sie sind im Laufe der Zeit durch die stetige Unterspülung der Felsbarrieren entstanden. Am Visitor Center des Natural Bridges National Monuments beginnt die Loop Road. Von Parkbuchten aus kann man die schöne Aussicht auf die beeindruckende Landschaft des Canyons genießen oder zu Wanderungen zu den Felsbrücken aufbrechen. Unser absolutes Highlight war die Sipapu Bridge und der abwechslungsreiche Wanderweg dorthin. Über Felsstufen, Stock & Stein und Holzleitern geht es hinunter in den Canyon. Unten angekommen waten wir durch Tiefsand unter die riesige Brücke. Phänomenal, was die Natur hier erschaffen hat! Und auch jetzt, Monate später, sind wir immer noch völlig geflasht von den faszinierenden Streifenbrücken.

Natural Bridges National Monument, Utah, USA
Sipapu Bridge im Natural Bridges National Monument

Zurück auf dem Bicentennial Highway kommen wir an dem bunten Höhenzug Comb Ridge vorbei, bevor wir die 191 erreichen und uns am Nordufer des Recapture Lake bei Blanding ein nettes kostenloses Übernachtungsplätzchen für unseren Truck Camper suchen.

 

Tag 6: Arches und Canyonland Nationalpark

Morgens machen wir einen scenic Abstecher zu den Manti La Sal Mountains und entdecken das absolutes Kuhparadies: Old La Sal. Die Kühe haben eine tolle Weide, durch die ein Fluss läuft – den einige sogar als Pool nutzen – mit einem wunderschönen Blick auf das Bergpanorama.

Old La Sal, Utah
Kuhparadies Old La Sal

Wanderung zum Devils Garden im Arches Nationalpark

Vorbei an Moab und dem touristischen Hole N’ the Rock fahren wir weiter zum Arches Nationalpark. Nach einem kurzen Besuch der „Park Avenue“, einer beeindruckenden Ansammlung roter Felsen, brechen wir zur 2,5 stündigen Wanderung zum „Devils Garden“ mit mehreren schönen Felsbögen auf. Besonders gefallen hat uns der Aufstieg zum Partition Arch und die spektakuläre Aussicht über den Nationalpark.

Partition Arch, Arches Nationalpark, Utah
Spektakulärer Partition Arch

Sundowner im Canyonlands Nationalpark

Zum Sonnenuntergang cruisen wir durch den wunderschönen Canyonlands Nationalpark. Bei unserem Spaziergang zum berühmten Mesa Arch werden wir heftig von Mücken attackiert. Dumme Idee, weiß doch jeder, dass die Blutsauger in der Dämmerung besonders aktiv sind. Aber die Aussicht war es definitiv wert.

Mesa Arch, Canyonlands Nationalpark, Utah
Sonnenuntergang beim Mesa Arch im Canyonlands Nationalpark

Hier findest du unsere Route von Los Angeles bis zum Arches Nationalpark. Die nächste Etappe führt uns zu den Nationalparks der Rocky Mountains: Grand Teton, Yellowstone und Glacier.

Falls du dich für unsere gesamte Route von Los Angeles nach Alaska interessierst, findest du in unserem Nordamerika Roadtrip Artikel eine Zusammenfassung aller Etappen.

Ebenfalls sehr empfehlen können wir dir das atemberaubende Death Valley, das wir auf einer anderen Reise besucht haben.

Nützliche Infos und Links für deinen Trip durch den Westen der USA

Der Eintritt in die Nationalparks kostet in der Regel $25-$30 pro Fahrzeug und Woche. Falls du mehrere Nationalparks besuchen möchtest lohnt sich der Jahrespass „America the Beautiful-National Parks and Federal Recreational Lands Pass“ für $80. Er ist ein Jahr gültig und du hast damit unter anderem freien Eintritt in die Nationalparks und National Monuments.

Die offizielle Website der Nationalparks findest du unter nps.gov.

Falls du einen guten Reiseführer suchst, können wir dir den Reise Know-How USA der ganze Westen empfehlen. Er hat uns mit Detailkarten und Tipps zu Campingplätzen super auf unserem Roadtrip geholfen.

Podcast Interview

  • Mehr zu unserem Roadtrip von L.A. nach Alaska kannst du dir im Off the Path Podcast Folge 63 anhören

Hast du jetzt Lust bekommen auf einen Roadtrip? Hier geht’s zu unseren Camper-Tipps und der Zusammenfassung unseres Nordamerika Roadtrips!

Ein weiterer Roadtrip im Wohnmobil führte uns ins den Süden der USA. Dort gibt es ebenfalls sehr sehenswerte Nationalparks wie White SandsPetrified Forest und Saguaro.

2 Kommentare zu „Wüstenfeeling pur: Im Truck Camper durch den Westen der USA“

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