Unsere erste Canyoning-Tour. Und dann gleich in der atemberaubenden Kulisse des Verdon Naturparks in der französischen Region Provence-Alpes-Côte d’Azur in Frankreich. Die Vorfreude ist riesig. Um 9 Uhr treffen wir die Guides und unsere Gruppe in Moustiers-Sainte-Marie. Auf dem Parkplatz am Friedhof. Soll uns das irgendetwas sagen? Wir sind gespannt, was uns heute erwartet.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Ausrüstung für unsere Canyoning Tour in Frankreich
- 2 Bilderbuchdorf Moustiers-Sainte-Marie
- 3 Ab ins kalte Wasser des Riou
- 4 Mutprobe: der Flughörnchen Sprung
- 5 Canyoning Verdon: 46 Meter Abseilen am Wasserfall!
- 6 Die Zeit vergeht wie im Flug
- 7 Wasserfall Nummer 2 im Riou Canyon
- 8 Juhu – Canyoning Tour überlebt!
- 9 Riou – eine der anspruchsvollsten Canyoning Touren im Verdon
- 10 Unterkunftstipp am Lac de Sainte Croix
Ausrüstung für unsere Canyoning Tour in Frankreich
Gemeinsam mit uns sind noch ein holländisches Ehepaar und drei Franzosen mit von der Partie. Fast alle genau solche Anfänger wie wir. Als Erstes wird die Ausrüstung verteilt: Neoprenanzug, Klettergurt, Helm und Neoprensocken für alle. Dazu eine wasserfeste Tonne für unsere Wanderklamotten und ein Rucksack, um alles den Berg hinauf zu transportieren. Denn als Erstes müssen wir von Moustiers-Sainte-Marie eine gute Stunde lang steil den Berg hochkraxeln.
Bilderbuchdorf Moustiers-Sainte-Marie
Auf dem Weg nach oben können wir die ersten schönen Blicke auf die Dächer von Moustiers-Sainte-Marie werfen. Ein idyllisches, typisch provenzalisches Bilderbuchdorf, das wir uns nach unserer Canyoning Tour auf jeden Fall noch genauer anschauen möchten. Aber jetzt wandern wir erstmal weiter den Berg hinauf. Über Stock und Stein geht es nach oben. Dabei steht auch die ein oder andere kleine Kletterpassage an. Schweißgebadet kommen wir schließlich am Ausgangspunkt im Riou Canyon an. Sich in den engen Neoprenanzug zu schälen stellt die erste von vielen Herausforderungen da, die nun folgen.
Ab ins kalte Wasser des Riou
In voller Montur geht es hinein in den Canyon und ins kalte Wasser des Riou. Nach der Wanderung herrlich erfrischend. Gleich zu Anfang waten wir hüfttief durchs Wasser, rutschen kleine Stromschnellen herunter und gluckern zum ersten Mal unter. Ok, trocken bleibt wohl heute keiner. Neben uns ragen die steilen Wände des engen Riou Canyons auf. Dazu das türkis-blaue Wasser. Atemberaubend! Ich bin in meinem Element. Das Canyoning macht mega viel Spaß!
Noch ahne ich nicht, was der Tag noch bringt. Denn schnell wird es anspruchsvoller. Klettertechnik ist gefragt. Wir müssen uns die ersten steilen Passagen abseilen. Gar nicht so einfach, wenn man das noch nie gemacht hat. Und mit Trockenübungen ist hier nichts. Es geht gleich steil den Felsen hinunter.
Mutprobe: der Flughörnchen Sprung
Auch die erste Mutprobe steht an. Ein mehrerer Meter tiefer Sprung ins nächste Becken. Der Riou Canyon ist an dieser Stelle so eng, dass wir uns schräg nach Vorne in Position bringen sollen. Dabei können wir uns links und rechts mit den Armen an den Felsvorsprüngen abstützen. Dann sollen wir mit Schwung abspringen und schnell die Arme einklappen, um nicht gegen herausragende Felsvorsprünge zu prallen. Soweit die Theorie. Können wir nicht einfach springen, anstatt uns vorher wie die Flughörnchen in Position zu bringen? Ich bin mir nicht sicher, ob ich meine Gliedmaßen alle so schnell kontrolliert bekomme. Unser Guide zählt bis 3. Ich schalte meinen Kopf aus und springe einfach. Und zum Glück geht alles gut. Mit einer Ladung verschlucktem Wasser komme ich wohlbehalten unten an.
Canyoning Verdon: 46 Meter Abseilen am Wasserfall!
Zeit für Erholung bleibt nicht. Weiter geht es auf unserem Canyoning Abenteuer den Riou hinunter. Es warten mehrere Wasserfälle auf uns, einer davon 70 Meter hoch!!! Die längste Etappe, die wir dabei am Stück bewältigen müssen, geht 46 Meter vertikal den Wasserfall hinunter! Hilfe! Hätte uns das vorher jemand gesagt, ich bin nicht sicher, ob ich mich für diese Canyoning Tour entschieden hätte. Aber jetzt nützt es nichts. Augen zu und den steilen Wasserfall hinunter.
Inzwischen macht uns auch die Kälte zu schaffen. Denn wir stehen teilweise bis zur Brust in der kalten Strömung des Flusses, während die anderen Teilnehmer sich abseilen. Dazu ist es oft schattig und die gewaltig herunter donnernden Wasserfälle erzeugen ordentlich Gischt und Wind. Ich fange am ganzen Körper an zu zittern. Sogar die Zähne klappern nach einiger Zeit unkontrolliert.
Die Zeit vergeht wie im Flug
Eine Snackpause an einem sonnigen Fleckchen kommt da grade recht. Endlich können wir uns etwas aufwärmen. Das Schlimmste ist geschafft, denke ich. Der krasse Wasserfall gemeistert. Als ich mein Handy aus der wasserfesten Tonne befreie, stelle ich überrascht fest, dass es schon halb 3 ist. Eigentlich sollte unsere Canyoning Tour, die mit 4,5 Stunden angesetzt war, schon vor einer Stunde vorbei sein?! Auch die Holländer fragen die Guides, wie lange das letzte Stück denn noch ungefähr dauern werde. Sie möchten ihren Kindern Bescheid sagen, dass es später wird. Ungefähr eine Stunde, lautet die Antwort. Wir müssten uns noch drei Mal abseilen (einmal davon wieder ein größeres Stück) und dann ginge es noch ein kurzes Stück durchs Dorf zurück zum Parkplatz. Ok, da wartet wohl doch noch eine Herausforderung auf uns.
Wasserfall Nummer 2 im Riou Canyon
Der zweite große Wasserfall stellt sich als noch schlimmer raus, als der erste. Zuerst müssen wir durch eine enge Felsspalte kriechen, dann fast horizontal am Felsen vor der Abbruchkante warten, bis wir dran sind. Schließlich ist es soweit. Ich bin an der Reihe. Dieser Wasserfall ist noch steiler als der andere. Nach einem kurzen Stück hänge ich frei in der Luft. Immer wieder ecke ich unkontrolliert an der harten Felswand an oder gerate kurz in die Wassermassen. Langsam bekomme ich Panik. So also fühlt es sich an, wenn man wirklich Angst hat! Die Kräfte lassen nach und ich wünsche mir nur noch, dass dieser Alptraum-Wasserfall bald überstanden ist.
Juhu – Canyoning Tour überlebt!
Puh, endlich unten, ein letztes Stück schwimmen und es ist fast geschafft. Noch zwei kürzere Abseilings und das Canyon Abenteuer ist überstanden. Alle sind erleichtert und irgendwie auch stolz, es geschafft zu haben. Schnell Neoprenanzüge gegen Wanderklamotten getauscht und zurück nach Moustiers-Sainte-Marie, wo wir um halb 6 ankommen. Aus unserer Halbtagestour ist mal eben eine Tagestour geworden. Unterwegs erhaschen wir noch mal einen Blick auf den gewaltigen Riou Wasserfall. Unglaublich, dass wir da wirklich runter sind!
Riou – eine der anspruchsvollsten Canyoning Touren im Verdon
Jetzt verraten uns unsere Guides auch, dass der Riou zu den anspruchsvollsten Canyons der Verdon Gegend gehört. Es gibt wohl drei Einstufungen für die Canyoning Touren: Anfänger, Fortgeschritten und Sportlich. Der Riou Canyon reiht sich am oberen Ende der letzten Kategorie ein. Stellt sich die Frage, warum man den mit einer Horde blutiger Anfänger in Angriff nimmt? Tja, das wird uns wohl ein Rätsel bleiben.
Im Nachhinein war es auf jeden Fall ein unvergessliches Abenteuer! Und so schnell wird mir nach den erfolgreich gemeisterten Monsterwasserfällen sicher nichts mehr Angst machen.
Unterkunftstipp am Lac de Sainte Croix
Übernachtet haben wir im gemütlichen Hotel Les Cavalets. Es liegt direkt am südlichen Ufer des Lac de Sainte Croix. Von hier schaust du über große Teile des Sees und hinüber auf das benachbarte idyllische Dörfchen Bauduen. Beim Abendessen auf der schönen Terrasse gab es zur Belohnung himmlisches Mousse au Chocolat und leckere Crème Brûlée.
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Offenlegung: Herzlichen Dank an Var Tourisme für die Einladung! Unsere persönliche Meinung bleibt davon unbeeinflusst, schließlich geht es auf Travelinspired um authentische Reiseberichte.
Redakteurin, Autorin und Mitgründerin des Reiseblogs Travelinspired. Kathrin ist reiseverrückt, abenteuerlustig und absoluter Tierfan. Sie liebt es, in der Natur unterwegs zu sein und beim Wandern, Paddeln oder Radfahren nach Tieren Ausschau zu halten. Ihr Herz schlägt besonders für die polaren Regionen, aber auch Zuhause in Hamburg geht sie gern auf Entdeckungstour.