Punta Arenas: Von Pinguinen und Entdeckerschiffen

Spät am Abend landen wir auf dem kleinen Provinzflughafen von Punta Arenas. Leider sind die Busse und Taxis knapp. So dass die erste Herausforderung darin besteht, eine Mitfahrgelegenheit in den Ort aufzutreiben. Schließlich erbeuten wir gemeinsam mit einem tschechischen Pärchen ein Taxi. Los geht’s. In unserem Hostel werden wir vom herzlichen Gastwirt empfangen, der uns am nächsten Morgen eigenhändig Brot über dem Kamin röstet und dabei mit vielen Tipps für Sehenswürdigkeiten und Ausflüge versorgt. Willkommen in Punta Arenas!

Punta Arenas: Südlichste Großstadt der Welt

Punta Arenas liegt im äußersten Süden Chiles, direkt an der berühmten Magellanstraße, und gilt mit knapp 130.000 Einwohnern als südlichste Großstadt der Welt. Trotzdem geht es hier eher beschaulich zu. Das Zentrum bildet, wie so oft in lateinamerikanischen Städten, die Plaza de Armas. Ein Denkmal erinnert hier an die Ureinwohner. Inzwischen wird Punta Arenas von einer bunten Mischung an Kulturen bevölkert, hauptsächlich europäischen Ursprungs. Von Nachkommen portugiesischer Seefahrer, über englische Schafzüchter bis hin zu Kroaten, Schweizern und Deutschen. So kommen wir bei unserem Stadtrundgang unter anderem an einer deutschen Bäckerei und einer Brauerei vorbei.

Friedhof in Punta Arenas

Von diesem Kulturenmix zeugt auch eine weitere Sehenswürdigkeit: der Friedhof von Punta Arenas. Die Grabinschriften sind oft nicht auf Spanisch, sondern auf Kroatisch, Deutsch oder Englisch verfasst. Laut Einwohnern ist es der schönste Friedhof Südamerikas. Und er kann sich wirklich sehen lassen. Seht selbst:

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Friedhof in Punta Arenas – eine echte Sehenswürdigkeit

Ausgangspunkt für Touren durch Patagonien

Punta Arenas ist der ideale Ausgangspunkt für Entdeckungstouren durch Patagonien. Deshalb besorgen wir uns als Erstes einen Mietwagen für unseren Roadtrip zum Torres del Paine Nationalpark und der Königspinguin-Kolonie auf Feuerland. Danach landen wir aus Neugier im Büro von Cruise Australis. „Nur mal gucken“, wollten wir eigentlich. Doch wie es der Zufall will, gibt es genau für den Tag, an dem wir unseren Mietwagen wieder abgeben werden, eine 4-tägige Cruise nach Ushuaia, unserem nächsten Reiseziel. Inklusive Landgang am berühmten Kap Hoorn, wenn die Wetterlage es zulässt!

Es ist noch genau eine Kabine frei, die uns zu einem absoluten Last-Minute-Schnäppchen-Preis angeboten wird. Wir sehen uns an und können nicht widerstehen. So spontan habe ich noch nie soviel Geld ausgegeben. Aber das Bauchgefühl hat einfach laut und bestimmt „Ja“ geschrien. Wahnsinn, auf zur Luxuskreuzfahrt! Das wird ein ganz schöner Kontrast zu unserem Backpackerleben der letzten Wochen und Monate. Aber jetzt geht es erstmal zu den Pinguinen.

Unterwegs zu den Magellanpinguinen

Auf dem Weg zu den Magellanpinguinen im Reserva Natural Colonia Pingüinos de Magallanes „Seno Otway“ fahren wir durch sturmgepeitschte patagonische Pampa, treffen auf windzerzauste Schafe und Magellangänse. Die Straße zu dem kleinen Naturreservat zweigt von der Ruta 9 ab. Sie führt über privates Land, so dass wir zwischendurch noch kurz anhalten und einen kleinen Wegzoll entrichten müssen.

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Wegzoll-Station

Etwas befremdlich, aber gut, in Patagonien herrschen eben andere Regeln. Und dann sind wir da, im Reserva Natural Colonia Pingüinos de Magallanes Seno Orway. Nach vorne gegen den Wind gestemmt laufen wir los und kämpfen uns durch die raue Landschaft Patagoniens auf der Suche nach den Pinguinen.

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Schönes Patagonien

Gänsemarsch ist in Mode bei den Pinguinen

Schon nach kurzer Zeit sehen wir die ersten Pinguine Richtung Meer laufen. In lustigen Bahnen, die sie sich ins hohe Gras gestapft haben. Erinnert mich an die hohen Hecken in Cornwall. Die Aussicht nach links und rechts bleibt zwar etwas auf der Strecke, aber dafür sind die Magellanpinguine so gut vor dem Wind geschützt.

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Magellanpinguine im hohen Gras

Macht Pinguinen Wind überhaupt etwas aus? Egal. Es sieht auf jeden Fall lustig aus, wie sie im Gänsemarsch zum Meer marschieren. Dabei müssen die Pinguine auch kleine Bäche und Rinnsale überqueren. Es macht riesengroßen Spaß, ihnen bei der Bewältigung ihres kleinen Parcours zuzusehen. Zwischendurch bleiben sie kurz stehen, um sich das Gefieder zu richten. Oder sich nach ihrem Gefährten umzuschauen. Hättet ihr gedacht, dass es Pinguine gibt, die sich ein richtiges Straßensystem anlegen? Ich war jedenfalls echt überrascht.

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Magellanpinguine auf dem Weg zum Meer

Patagonien: Pinguine am Meer

Am Meer angekommen wartet schon eine kleine Versammlung an weiteren Magellanpinguinen. Vielleicht tauschen sie sich ja noch kurz darüber aus, wo es heute die leckersten Fische gibt? Wer weiß?

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Magellanpinguine am Strand

Hinter einem kleinen Schutzwall (Hide) können wir in aller Ruhe das Treiben am Strand beobachten. Von hier haben wir die Magellanpinguine super im Blick, wie sie zum Fischen starten oder zurück an Land paddeln. Und der Wind weht hier auch nicht gar so eisig.

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Puh, nach dem Fischen erstmal ausruhen

Update: Leider ist die Reserva Natural Colonia Pingüinos de Magallanes „Seno Otway“ inzwischen geschlossen. Magellanpinguine kannst du aber in der Nähe von Punta Arenas auch auf einer Tour zur Isla Magdalena sehen.

Freilichtmuseum für Schiffe in Punta Arenas

Auf dem Rückweg nach Punta Arenas stoppen wir noch bei einem Freilichtmuseum für Holzschiffe, dem Museo Nao Victoria. Dort kann man sich berühmte Entdeckerschiffe ansehen, die in liebevoller Arbeit detailgetreu nachgebaut wurden. Staunend stehen wir vor dem kleinen Rettungsboot James Caird, mit dem der legendäre Ernest Shackelton 1916 von Elephant Island nach Südgeorgien segelte, nachdem die Endurance von Eismassen im Weddell-Meeres zerdrückt wurde. Wie Shackelton diese ca. 1.500 Kilometer lange Überfahrt geschafft hat, ist mir ein Rätsel. Besonders nachdem ich das kleine, nur 7,5 Meter lange Holzboot mit eigenen Augen gesehen habe.

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Sehenswürdigkeiten in Punta Arenas: das Museo Nao Victoria

Entdeckerschiffe in Originalgröße

Eine weitere Attraktion ist der Schoner Ancud und die Nao Victoria, die zu Magellans Flotte gehörte. Die Nao Victoria war das erste Schiff, das diese Region 1520 erforschte. Auf diesen beiden Schiffen darf man auch herumklettern. Motiviert erkunden wir sie an und unter Deck und fühlen uns dabei selbst wie Entdecker. Hinter uns über dem Meer taucht ein riesiger Regenbogen auf. Magisch, dieses unerwartete Geschenk der Natur. An der HMS Beagle, mit der Charles Darwin mehrere Jahre auf Expedition war, wird grade noch gebaut.

Nach der Besichtigung sind wir ziemlich durchgefroren. Der nette Museumswärter lädt uns noch auf eine Tasse heiße Schokolade ein. Und wir können uns am gemütlichen Kamin etwas aufwärmen.

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Highlight im Museum: die Nao Victoria

Nationalmonument Puerto del Hambre

An einer rauen aber schönen Küstenstraße entlang kurven wir von Punta Arenas zu zwei weiteren Sehenswürdigkeiten: Fuerte Bulnes und Puerto del Hambre. Unterwegs passieren wir zahlreichen Schiffswracks. Zeugnisse der gesunkenen Schiffe früherer Zeiten. Bevor der Panamakanal eröffnete und der Seefahrt eine willkommene Abkürzung bot, war der Weg um die raue Spitze Südamerikas die einzige Route von der Ost- zur Westküste. Puerto del Hambre erhielt seinen Namen von dem englischen Piraten Thomas Cavendish, der  1587 die Ruinen der Siedlung fand. Rund 300 spanische Siedler waren an diesem kargen, unwirtlichen Ort verhungert beziehungsweise erfroren. Daher nannte er den Ankerplatz Port Famine (Puerto del Hambre). Heute sind nur noch einige schlecht zu erkennende Ruinen übrig.

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Magellangans

Ich hoffe der Artikel hat dir gefallen und du möchtest jetzt auch dringend nach Punta Arenas und die Pinguine besuchen. Ich freue mich auf Feedback und Kommentare!

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2 Kommentare zu „Punta Arenas: Von Pinguinen und Entdeckerschiffen“

  1. Hallo ihr 2.
    Super Reiseberichte von euch
    Ich hätte für meine bevorstehende Patagonienreise gerne gewusst, wo ihr die Magellan-Pingine in freier Wildbahn gesehen habt. Bisher hab ich nur von der Isla Magdalena gehört.
    Hoffentlich könnt ihr mir helfen.
    Liebe Grüße, Julia

    1. Liebe Julia,
      wir haben die Pinguine im Reserva Natural Colonia Pingüinos de Magallanes „Seno Otway“ gesehen. Ich habe grade mal gegoogelt. Scheint so, als wäre das Reservat inzwischen leider geschlossen. Also wohl doch lieber die Isla Magdalena, wenn du die niedlichen Magellan-Pinguine sehen möchtest. Ich werde den Artikel gleich mal updaten.
      Liebe Grüße & viel Spaß beim Reise planen,
      Kathrin

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